S.o.S. – Students on Stage

27. & 28. Mai 2017, 20:30


S.o.S. goes Kompliz*innenschaft



Liebe Besucher*innen!
wir freuen uns, mit Ihnen und euch die dritte Ausgabe von S.o.S. – Students on Stage einzuläuten, die wir als Kuratorinnen gestalten und realisieren. Die Laut-Formel S.o.S. ist in den letzten Jahren nicht leiser geworden: im Gegenteil erleben wir weiterhin eine Bandbreite der Ästhetiken, Tanztechniken und Diskurse, die unsere Sehgewohnheiten herausfordert.
S.o.S. steht daher nach wie vor für ein Wagnis und ist eine Aufforderung auch an Sie und euch: den eigenen Horizont auf das Prädikat „zeitgenössischer Tanz“ zu erweitern. In diesem Sinne ist dieser kontrastreiche Abend eine Einladung zum Austausch und zum immer-wieder-neu-Hinschauen.

Die diesjährige Ausgabe von S.o.S. steht unter besonderen gesellschaftspolitischen Vorzeichen, mit denen sich die Künstler*innen auf unterschiedliche Art und Weise auseinander gesetzt haben. So wird unser Blick in die Mitte unserer Weltordnung gelenkt (Dessa Bawelima Ganda *HZT Berlin), nach Freiräumen der Selbstbestimmung im technologisierten Zeitalter gefragt (Lena Biallawons *BDI) und an nicht weniger als Glauben und Hoffnung appelliert (Khadidiatou Bangoura *DANCEWORKS berlin). Die gezeigten Stücke untersuchen Energien der Ansteckung (Margret Schütz – Die Etage), geben ihre Tarnung preis (Lena Strützke *balance 1) versetzen Unbewegtes in Bewegung (Andrea Salustri *HZT Berlin), erforschen ihr Beisammensein (Murillo Basso & Anita Twarowska *Dance Intensive Programm) und stehen mit offenem Herzen auf beiden Beinen (Fabian Nißler *balance 1).

In der Überzeugung, dass die Diversität der Talente eine (bisher wenig genutzte) Chance darstellt, setzen wir weiterhin auf vereinte Kräfte. Ziel der Ausgabe S.o.S. 2017 ist außerdem die Gründung eines Alumni-Rats, der die Interessen der Absolvent*innen bündeln und längerfristig in der kulturpolitischen Öffentlichkeit vertreten soll.

Dafür danken wir dem ZTB – zeitgenössischer Tanz Berlin e.V. für die freundliche Unterstützung und Zwoisy Mears Clarke sowie Emma Tricard vom Breakfast Club für den anregenden Austausch.

Eure/Ihre
Cilgia Carla Gadola, Alexandra Hennig & Johanna Withelm

Foto: Manuel Wisniewski

PROGRAMM:

Andrea Salustri: Polystyrene Research (excerpt)*
Choreografie & Tanz: Andrea Salustri | Dramaturgie: Alex Lempert | Musik: Hammock – „The lonely now”.
*als Videoprojektion zur Zusatzvorstellung am Samstag, 1 7Uhr
A choreography for several polystyrene shapes and one human.
Length of the original piece: 30 minutes.
Eine Choreografie für ein paar Styroporkörper und einen Menschen.
Originallänge: 30 Minuten.
Andrea Salustri hat in seiner Heimatstadt Rom, Italien, als Straßenkünstler gearbeitet und die Kunst der Contact-Jonglage und Feuer-Show erlernt. 2013 hat er sein Studium der Philosophie an der La Sapienza Universität in Rom absolviert. 2015 hat er am Dance Intensive Programm der Tanzfabrik Berlin teilgenommen. Derzeit studiert er im Bachelor Studiengang Tanz, Choreographie Kontext am HZT Berlin sowie im Fach Klavier an der Fanny Hensel Musik Schule Berlin.


Lena Biallawons: Minerva
Choreografie: Lena Biallawons| Tanz: Kristin Erdmann, Leyla Erdogdu, Sophia Irakleous, Fanny Kulisch, Yvonne Sembene, Sarah Scholz, Stephanie Zaharova| Musik von: Max Richter, Eleni Karaindrou, ensemble recherche & „HERBERT“ von Jon Hopkins
Technologisierung, Medienzeitalter, Digitalisierung. Es betrifft uns alle, ob wir wollen oder nicht. Doch was geht dabei verloren, wer werden wir sein, was wollen wir sein? Minerva vereint Fortschritt und Weltverbundenheit und stellt gegenläufige Tendenzen unseres Alltags gegenüber. Ein Balanceakt zwischen Verfügbarkeit, sozialem Austausch, Abhängigkeit und Fremdbestimmung.
Lena Biallawons: geboren in Siegen, Deutschland. Künstlerische Ausbildung in klassischem Gesang 2006-2009. Schauspiel- und Sprachgestaltungsstudium an der Universität Siegen, Stuttgart, 2010-2014. Derzeit absolviert sie die zeitgenössische Bühnentanzausbildung am Berlin Dance Institute.


Lena Strützke UGG presents: Camouflage
Choreografie: Lena Strützke | Tanz: Lena Strützke, Esther Lottes, Corinna Mühlenberg | Tanz Zusatzvorstellung: Lena Strützke, Nina Burkhardt
Musik: Uoon I – Alva Noto & Ryuichi Sakamoto
Als Camouflage (Irreführung, Tarnung oder Täuschung) bezeichnet man militärische Maßnahmen, das Erscheinungsblid von Individuen oder Objekten so zu verändern, dass diese im Gelände nicht oder nur noch mit Mühe erkannt werden. In der Sozialpsychologie beschreibt es eine Selbsttäuschung als Abwehrmechanismus der Psyche, um vor pathologischen Auswirkungen zu bewahren und innere Konflikte zu verdrängen.“
(Michael Negele)
Lena Strützke: In Berlin geboren und aufgewachsen führt es die heute 21jährige Lena Strützke über Musical, Zirkus und Schauspiel zum Tanz. Sie beginnt bereits 2014 im Bereich Hiphop für Kinder und Jugendliche zu unterrichten. Es folgen Projekte mit anderen Künstler*innen sowie Weiterbildungen im urbanen und zeitgenössischen Tanz u.a. bei Impulstanz, Basel World, etc. 2015 beginnt sie ihre Bühnentanzausbildung an der Tanzakademie balance1 in Berlin. Anfang dieses Jahres gründet sie mit Freunden zusammen das Kollektiv „UGG“.
Dank an: an UGG (Nina Burkhardt und Therese Nübling) und Yoni love support! Danke an das ada studio und an das Team von S.o.S – Students on Stage.


Fabian Nißler: Glücksgefühle
Choreografie & Tanz: Fabian Nißler | Musik: Moana – “How far I'll go”
Ein offenes Herz.
Fabian Nißler: ist in Berlin geboren und aufgewachsen und hat im Alter von 8 Jahren begonnen zu tanzen. Angefangen mit Hip Hop und Jazz Funk fand er zum Modern Dance und zum zeitgenössischen Tanz. Zurzeit befindet er sich im zweiten Jahr der Bühnentanzausbildung an der Tanzakademie balance1.


Khadidiatou Bangoura: Adulting
Choreografie: Khadidiatou Bangoura | Tanz: Sarah Gascoin, Mareile Gnep, Violeta Haas, Rita Klos, Viola Mikolasch, Ivi Riga, Caroline Ruhsland, Pia Schnackenberg, Aseel Qupty | Musik: Taube (Tommy Schreiber) & Khadidiatou Bangoura – „Regentanz“ | Kanye West – „I'll fly away“ | Félix Lajkó & Orchester – „Finale“
Faith is not simply a patience that passively suffers until the storm is past. Rather, it is a spirit that bears things – with resignations, yes, but above all, with blazing, serene hope”
(Corazon Aquino, ehemaliger Präsident der Republik der Philippinen)
Das Stück beschäftigt sich mit Konzepten des Glaubens und fragt, welche Rolle der Glauben zwischen Kindheit und Erwachsensein spielen kann.
*Das gesamte Stück wird im Rahmen der DANCEWORKS Abschlusspräsentation am 30. Juni 2017 in der „Werkstatt der Kulturen“ zu sehen sein.
Khadidiatou Bangoura: kommt ursprünglich aus Liberia und Guinea und ist in Frankreich und Deutschland aufgewachsen. Nach ihrem Studium in Internationale Beziehungen und Entwicklungsstudien in London begann sie ihre Bühnentanzausbildung bei DANCEWORKS berlin. Sie tanzte in Stücken von Simone Wierod und Stephanie Zaharova, und hat 2016 für das Stück Der Aufreger mit dem Choreografen Jan Pusch zusammengearbeitet.
Danke:
Ich danke allen, die mich bei der Kreation des Stückes inspiriert und geduldig unterstützt haben, insbesondere Gott, meinen Komorebis, meiner Poulette und Taube.


Margret Schütz: Lachstück
Choreografie: Margret Schütz | Tanz: Margot Libanga, Clara Löber, Sara Nill, Franca Oppelt, Aaron Vazquez | Musik: Jon Hopkins – „Open Eye Signal“
Wer gerne lacht hat weiße Zähne und viele Freunde.“ (Russische Redensart)
Das Stück untersucht Lachen als körperlichen Vorgang und die Gruppenenergien, die sich dabei entwickeln, zwischen Ansteckung, Gemeinschaft und Ausgrenzung. Es folgt der Dramaturgie eines Lachanfalls und führt durch verschiedene emotionale Zustände und Körperlichkeiten: vom unterdrückten Lachen, zum unkontrollierten Ausbruch und dem leisen Kichern das entsteht, wenn man sich später an besonders gute Momente erinnert.
Margret Schütz: hat die Etage – Schule für Zeitgenössischen Tanz besucht und arbeitet regelmäßig mit dem Performancekollektiv Turbo Pascal.


Dessa Bawelima Ganda: Dodomé
Choreografie & Performance: Dessa Bawelima Ganda
„Dodomé“ means middle in ewe, popular language from West Africa. The idea turns around us. Us, inactive people, us, spectators, sitting comfortably in our chairs while the world burns somewhere else. We say: This is not my problem…we stay inactive even though we are in the midst of a geopolitical drama.
„Dodomé“ bedeutet auf Ewe, einer verbreiteten Sprache in Westafrika: Mitte. Die Idee umkreist uns. Uns tatenlose Menschen, uns Zuschauende, die wir bequem in unseren Sesseln sitzen, während die Welt irgendwo anders verbrennt. Wir sagen: „Das ist nicht mein Problem.“ Wir bleiben untätig, obwohl wir uns inmitten eines geopolitischen Dramas befinden.
Dessa Bawelima Ganda: alias David GANDA (*25. Juli 1985 in Lomé/Togo), brach sein Wirtschaftsstudium in Lomé 2005 zugunsten seiner künstlerischen Projekte ab. Als Komiker, Geschichtenerzähler sowie Tänzer arbeitete er in verschiedenen Theater-Compagnien und nahm an diversen Festivals in Afrika und Europa teil. Nach 14 Jahren beschließt er an der UDK Berlin zu studieren, was er seit Oktober am Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz im Bachelor Studiengang Tanz, Choreografie, Kontext tut.


Murillo Basso & Anita Twarowska: This is not about us. But it is.
Choreografie & Tanz: Murillo Basso, Anita Twarowska | Sound: Maria Coma
‚Siehst du mich? Hörst du mich? Fühlst du mich?‘Anhand dieser Fragen beschäftigen wir uns mit den Grenzen zwischen Menschen, Bewegung entsteht aus genauem Zuhören und der subtilen Kommunikation zwischen zwei Körpern, Raum und Klang. This is the thing: This is not exactly about it. But it is.
Anita Twarowska: (aus Białystok/Polen) studierte Schauspiel an der staatlichen Filmhochschule in Lodz. Nach dem Studium zog sie nach Deutschland und war an Theatern und vor der Kamera tätig. Als ehemalige Turniertänzerin geht sie dem Tanz weiterhin nach, zurzeit mit Fokus auf Contemporary, Performance und Tanztheater.
Murillo Basso: (aus Sao Paulo/Brasilien) beendete 2015 sein Studium als Theaterregisseur und Schauspieler an der Universität von São Paulo. Neben Engagements am Theater, v.a. beim Kollektiv "Teatro do Osso", beschäftigt sich Murillo seit 3 Jahren mit Tanz und Bewegungsrecherche. Murillo wohnt derzeit in Berlin.


Das ada Studio wird seit 2008 als Produktionsort von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert.


 

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