Text zu „NAH DRAN“ (22./23. Januar 2022) von Sharón Mercado Nogales, ins Deutsche übersetzt von Auro Orso

 

 

In the first NAH DRAN series 2022, 3 pieces were presented. Because of Covid-19 I'm writing from the experience of the video:

 

Leila Patzies & Bláthin Eckhardt: Why death was just death

 

The first image we see in the space is two performers in the scene one is moving very slowly, sensing the music almost closing her eyes, the other performer is playing live music with a guitar, looking at the dancer. Very quickly the dancer starts to intensify the movement while the music companies this dynamic. A projection of a green background with water drops appears, it seems like a window car moving through a green rain forest.

The intensity higher up, I feel we are in the car moving, the word “transition”comes to my mind. The movement is constant and dynamic therefore it builds up a certain accumulation in the space that has a clear end. The dynamic of the movement

changed while the musician talked through the mic, the dancer held this new proposal. Building up another pic containing images in a loop.

 

An improvisation that could respond to the nostalgic transition to say bye.

 

A poetic text in spanish comes, she dances on the text, she hears bringing another state different to what we saw, distant to this transition, as if she is not anymore in the space, as if you can see with distance the memory she just created, giving room to distant yourself from this accumulation of images. How much time has passed? How entangling could be one second when you die or are born?

The performance finished with the end of the text fading down the music while she is sitting close to the wall.

 

 

Lena Reyle & Johanna Seiler: The Core – die Kunst, eine Sprache zu sprechen

 

The second work also starts with two performers on the stage. They are dressed in black clothes, one is a singer and the other is a dancer. She starts to sing in a language I can’t recognise, and the performer starts to dance immediately, she

dances very light and happy, her open gazes brings out different emotions.

It creates a dialogue between them, sometimes she's singing for the other performer, sometimes she's singing for the audience or for herself. They are moving in the whole space constantly. Sometimes the dancer proposes and the singer answers by changing the rhythmicality of the voice, most of them are very melodic.

 

In the program I read “Have we been witnessing a body sing and a voice dance?” 

How the voice can lead movement and how much is the dancer doing the same? For this experience I felt how singing can lead more than just the bodies, but also poetic narratives.

 

 

Jung Sun Kim: funky serenade

 

The third work starts with the music taking the space, a string melody with percussion while the light starts to fade in. You can see two bright squares on the floor, one next to the other. On one of the squares two speakers are piled and on the

other one the performer is sitting. She is moving very precisely, creating little repetitions while she´s building up a certing development of the dance. When she stands up the square lights up from the front, creating a water effect revealing the

material of the square, which looks like a mirror or aluminum. She keeps on moving with this dynamic, slow and fast but maintaining the same state. 

The music has a constant rhythm, it has not changed since the beginning but some elements like voices and sounds appear from time to time. It keeps you with a constant feeling of linearity but also a certain development through repetition,

stretching the time. For me this effect creates the image of the constant action of loosening and weaving the wool. Losing yourself in the logic by keeping the attentiveness on the movement of your hands and the pattern you are creating,

sometimes going forward and sometimes going back in order to continuing. The performer stayed moving on the square, the texture of the light vibes on her body and the wall, a black out cuts the image finishing the piece.

 

In der ersten NAH DRAN Ausgabe 2022 wurden 3 Stücke präsentiert. Aufgrund von Covid-19 beschreibe ich meine Erfahrung aus dem Betrachten des Videostreams:

 

Leila Patzies & Bláthin Eckhardt: Why death was just death

 

Das erste Bild, das wir sehen, sind zwei performende Personen auf der Bühne. Die eine bewegt sich sehr langsam, spürt die Musik und schließt fast die Augen, die andere spielt Live-Musik mit einer Gitarre und sieht die tanzende Person an. Sehr

schnell beginnt die tanzende Person, ihre Bewegung zu intensivieren, während die Musik diese Dynamik unterstützt. Eine Projektion eines grünen Hintergrunds mit Wassertropfen erscheint, es scheint, als würde ein Auto durch einen grünen

Regenwald fahren.

Die Intensität nimmt zu, ich habe das Gefühl, dass wir uns in einem fahrenden Auto befinden, mir kommt das Wort „Übergang“ in den Sinn. Die Bewegung ist konstant und dynamisch, daher baut sie eine gewisse Ansammlung im Raum auf, die ein klares Ende hat. Die Dynamik der Bewegung ändert sich, während die musikschaffende Person durch das Mikrofon spricht und die tanzende Person diesen neuen Vorschlag annimmt. So entsteht ein weiterer Bilderloop.

 

Eine Improvisation, die auf den nostalgischen Übergang zur Verabschiedung reagieren könnte.

 

Ein poetischer Text auf Spanisch kommt, sie tanzt zum Text, sie hört und bringt einen anderen Zustand mit, der sich von dem unterscheidet, was wir gesehen haben, entfernt von diesem Übergang, als ob sie nicht mehr im Raum ist, als ob man mit Abstand die Erinnerung sehen kann, die sie gerade geschaffen hat, und Raum gibt, sich von dieser Ansammlung von Bildern zu distanzieren. Wie viel Zeit ist vergangen? Wie verwickelt kann eine Sekunde sein, wenn man stirbt oder geboren wird? Die Performance endet mit dem Text und dem Ausklingen der Musik, während sie dicht an der Wand sitzt.

 

 

Lena Reyle & Johanna Seiler: The Core - die Kunst, eine Sprache zu sprechen

 

Auch die zweite Arbeit beginnt mit zwei Performenden auf der Bühne. Sie sind schwarz gekleidet, eine singende und eine tanzende Person. Eine beginnt in einer Sprache zu singen, die ich nicht erkennen kann, und die Performerin beginnt sofort

zu tanzen, sie tanzt sehr leicht und fröhlich, ihre offenen Blicke bringen verschiedene Emotionen zum Vorschein.

Es entsteht ein Dialog zwischen ihnen, manchmal singt die Sängerin für die andere Performerin, manchmal für das Publikum oder für sich selbst. Sie bewegen sich ständig im ganzen Raum. Manchmal macht die Tänzerin einen Vorschlag und die Sängerin antwortet, indem sie die Rhythmik der Stimme verändert, die meisten Stücke sind sehr melodisch.

 

Im Programmheft lese ich: „Sind wir Zeugen, wie ein Körper singt und eine Stimme tanzt?“

Wie kann die Stimme die Bewegung leiten und wie sehr tut die tanzende Person dies auch? Bei dieser Erfahrung spürte ich, wie der Gesang nicht nur den Körper, sondern auch poetische Erzählungen leiten kann.

 

 

Jung Sun Kim: Funky Serenade

 

Die dritte Arbeit beginnt damit, dass die Musik den Raum einnimmt, eine Streichermelodie mit Perkussion, während das Licht anfängt, sich aufzulösen. Man sieht zwei helle Quadrate auf dem Boden, eines neben dem anderen. Auf einem der Quadrate sind zwei Lautsprecher gestapelt, auf dem anderen sitzt die Performerin. Sie bewegt sich sehr präzise, schafft kleine Wiederholungen, während sie eine sichere Entwicklung des Tanzes aufbaut. Als sie aufsteht, leuchtet das Quadrat von vorne auf und erzeugt einen Wassereffekt, der das Material des Quadrats offenbart, das wie ein Spiegel oder Aluminium aussieht. Sie bewegt sich mit dieser Dynamik weiter, langsam und schnell, aber immer im gleichen Zustand.

Die Musik hat einen konstanten Rhythmus, sie hat sich von Anfang an nicht verändert, aber einige Elemente wie Stimmen und Geräusche tauchen von Zeit zu Zeit auf. Es bleibt ein konstantes Gefühl der Linearität, aber auch eine gewisse Entwicklung durch Wiederholungen, die die Zeit dehnen. Für mich erzeugt dieser Effekt das Bild des ständigen Auflockerns und Verwebens der Wolle. Man verliert sich in der Logik, indem man die Aufmerksamkeit auf die Bewegung der Hände und das Muster, das man kreiert, richtet, indem man manchmal vorwärts und manchmal zurück geht, um weiterzumachen. Die Performerin bleibt auf dem Platz in Bewegung, die Textur des Lichts schwingt auf ihrem Körper und der Wand, ein Black Out schneidet das Bild und beendet das Stück.


Das ada Studio wird seit 2008 als Produktionsort von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert.


 

ada Studio für zeitgenössischen Tanz

in den Uferstudios/Studio 7

Uferstraße 23

13357 Berlin

T: +49 (0) 30-218 00 507

E: ada-berlin [AT] gmx.de

© ada Studio