ada goes garage
reinkommen on screen
"Labor MFL" von TEAM VOLUME (Johanna Lemke, Teresa Monfared, Jacob Stoy, Therese Witt).
Video-Stream vom 11. September 2020, 18:00, bis 13. September 2020, 23:59
Hier geht es zur Arbeitsplattform von TEAM VOLUME.
Johanna Lemke, Saskia Oidtmann und Maria Walser machen den Anfang der neuen Kooperationsreihe „ada goes garage“, die sich durch einen verbindenden Status der Künstlerinnen auszeichnet:
Tanzschaffende, die auch Mütter sind. Klingt nach Revolution. Fühlt sich absurderweise auch so an, dabei könnten gerade jetzt Erfahrungen, Strategien und Arbeitsweisen junger Mütter im
zeitgenössischen Tanz uns allen auf die Sprünge helfen.
Als Gabi Beier, Raisa Kröger und Johanna Lemke sich im Juni zum ersten Zoom-Meeting verabreden, um über die Residenz-Idee zu sprechen, fällt ein Blumentopf im Wohnzimmer vom Beistelltisch und ein
entscheidender Satz, während jemand aus dem Bild verschwindet, das Kind einsammelt und die Blumenerde auffegt: „Ich bin immer da, auch wenn ihr mich nicht seht!“
Die letzten Monate der Krise haben uns herausgefordert, grundlegend darüber nachzudenken, wie wir als Tanzszene zukünftig unsere Lebens- und Arbeitswelten gestalten wollen. Strukturen der
Solidarität, alternative Produktions- und Aufführungsformate, andere Wege des Miteinanders und Neuaushandlung dessen, was vorher als selbstverständlich galt. Junge Mütter in der Szene müssen
nicht erst seit Covid-19 beständig ihre Arbeitsbedingungen aushandeln - gegen ständige Flexibilität und stillschweigend vorausgesetzte Verfügbarkeit, prekäre Verhältnisse, Planungsunsicherheit.
Neben strukturellen und ökonomischen Dimensionen ist Sichtbarkeit und damit auch Vernetzung, Anerkennung, PR ein großes Thema: Wie trifft frau Kollaborateur*innen, Kurator*innen,
Journalist*innen, wenn sie nicht ständig am Abend auf Premierenpartys rumspringen kann…? Es ist vielleicht kein Zufall, dass im Dunstkreis des kollektiv organisierten Projekt-und Probenraums,
garage - Werkstatt für Darstellende Künste e.V., vermehrt junge Mütter assoziiert sind. Für die von September bis November stattfindenden Showings zeigen drei Mütter-Choreografinnen sehr
unterschiedliche Arbeiten, die sich nicht auf ihren Familienstatus reduzieren lassen und aus der Werkstattbühne per Videostream in die Wohnzimmer senden. Wenn Maria Walser das Chaos als wirkendes
Prinzip untersucht, Saskia Oidtmann der „Natürlichkeit“ des Körpers nachspürt und Johanna Lemke Chopins Spuren tänzerisch untersucht, heißt „reinkommen“ auch rausgehen - weitermachen.
reinkommen ist die jüngste Reihe des ada Studios. Sie gibt jungen Choreograf*innen die Möglichkeit, ihren Arbeitsprozess zu öffnen, das Publikum zum Reinkommen einzuladen und ins Gespräch zu kommen. Im Zuge der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie findet "reinkommen" im September online statt.
"ada goes garage" ist ein Kooperationsprojekt des ada Studios mit dem Produktionsort für Tanz und Performance Garage in Berlin-Lichtenberg. Von September bis November 2020 lädt das ada Studio dreimal zum Reinkommen ein, um dem Publikum einen Einblick in die jeweiligen Rechercheprozesse der Künstlerinnen in der Garage zu geben.
Johanna Lemke:
"Ich bin Tänzerin, Choreografin, Bandsängerin von ROOM SERVICE. Und bin Mutter von drei Kindern.
Seit mehreren Jahren arbeite ich im Künstlerkollektiv TEAM VOLUME mit Jacob Stoy, Therese Witt und Teresa Monfared. Im Jahr 2019 haben wir mit schwangeren Performerinnen ein Stück zum Thema
"Mütter in der Kunst - Göttlichkeit trifft Punk" gemacht. Am 1. August 2020 haben wir am Dock 11 in Berlin "HELLO KEVIN - Installation der Sinne" uraufgeführt, eine Mischung aus analoger
Live-Tanzperformance und medialer Chat-Übertragung.
Ich werde die Residenz in der Garage nutzen, um ein Duett mit meiner sieben Monate alten Tochter zu kreieren und einen forschungsbasierten Dialog mit Jacob Stoy über Assoziationen von
Mutterschaft, Sexualität und Phantasien in Zeiten des Geschlechterdialogs zu führen. Wir wollen ein Laboratorium schaffen, um die Möglichkeiten einer gleichberechtigten gemeinsamen Elternschaft
zu untersuchen, wo kleine Menschen und Eltern nicht von der Gesellschaft isoliert sind.
Da wir in der Regel mit sehr geringen Mitteln recht große Fragen aufwerfen, habe ich das Gefühl, dass ich nie wirklich in das vorgefundene Tanzvokabular eintauchen kann, denn dafür bleibt nie
genug Zeit. Jetzt gibt es diese Gelegenheit, und ich bin sehr glücklich, mich auf den Tanz konzentrieren zu können und meine Sprache zu vertiefen.
Mein Kollektivpartner Jacob Stoy (Musiker) und ich werden in einem fortlaufenden Recherche-Prozess gemeinsam an der musikalischen und tänzerischen Übersetzung arbeiten."
© Luke Lemke & Jacob Stoy
Johanna Lemke, gebürtige Berlinerin, studierte Tanz und Theater in Berlin und in Amsterdam. Seit 2005 arbeitet sie international als Performerin, Tänzerin, Choreografin, Schauspielerin und Sängerin. Seit 2008 ist sie als Performerin bei der Company Dorky Park/Constanza Macras engagiert, seit 2009 ist sie Gast an der Schaubühne Berlin. 2014 begann die Zusammenarbeit mit Falk Richter, unter anderem an der Schaubühne Berlin, am Schauspielhaus Frankfurt, am Dramaten in Stockholm und am Schauspielhaus Hamburg. Seit 2017 ist sie Teil verschiedener Projekte von Boris Charmatz/ Musee de la danse/Terrain. Projekte wie z.B. "10000 Gesten", "Fouse de danse" und "a Dancers day" touren international und waren Teil der Volksbühne unter Chris Dercon. Ihr Solo „Geste 17“ wurde im September 2017 zur Eröffnung der Volksbühne am Tempelhofer Feld gezeigt. Sie nahm zwei mal am Battle of Dance „Floor on Fire“ in Deutschland und Frankreich teil. Zu ihren eigenen Arbeiten gehören u.a. "Take it easy" (Sophiensaele), "Faint" (Schwankhalle Bremen, Goetheinstitut Santiago de Chile, Dock11 Berlin, gefördert durch das Goethe Institut Chile), "Digitale Volkskunst - Kaiser Wilhelm im Exil" (Dock11), "Bert Dein Schuh ist auf - und wie tanzt jetzt eigentlich ein Kamel" (Dock11), "Tanzbär in Tanzbar" (Dock11), "Göttlichkeit trifft Punk" (Dock11), "Die Nashörner" ( Tempelhofer Feld/Eröffnung Volksbühne).
Johanna Lemke, Saskia Oidtmann and Maria Walser are the first in a new series of a cooperation called "ada goes garage", which is characterized by the unifying
status of the artists: dance creators who are also mothers. Sounds like a revolution. Absurdly enough, it also feels like revolution, although the experiences, strategies and working methods of
young mothers in contemporary dance could help us all to get started right now.
When Gabi Beier, Raisa Kröger and Johanna Lemke met for the first Zoom meeting in June to talk about the idea of a residency, a flower pot fell from the side table in the living room and a
decisive sentence took space while someone disappeared from the picture, collected the child and swept up the potting soil: "I'm always here, even if you can't see me!"
The last months of the crisis have challenged us to think fundamentally about how we as a dance scene want to shape our living and working worlds in the future. Structures of solidarity,
alternative production and performance formats, other ways of working together and renegotiating what was previously taken for granted. Young mothers in the scene have had to constantly negotiate
their working conditions, not only since Covid-19 - against constant flexibility and tacitly assumed availability, precarious conditions, planning uncertainty. Apart from structural and economic
dimensions, visibility and thus also networking, recognition, PR is a big issue: How does a woman meet collaborators, curators, journalists, if she can't constantly jump around at premiere
parties in the evening? It is perhaps no coincidence that young mothers are increasingly associated with the collectively organised project and rehearsal space, Garage - Werkstatt für
Darstellende Künste e.V. For the showings, which will take place from September to November, three mothers' choreographers will present very different works that cannot be reduced to their family
status and which are sent from the rehearsal space to the living rooms via video stream. When Maria Walser examines chaos as an effective principle, Saskia Oidtmann traces the "naturalness" of
the body and Johanna Lemke examines Chopin's traces in dance, "reinkommen/coming in" also means going out - continuing.
"reinkommen" (“coming in”) is ada Studio's latest performance series. It gives young choreographers the opportunity to open their work process, invite the audience to come in and get into conversation. Due to the restrictions imposed by the Corona pandemic, "reinkommen" will be presented online. Check www.ada-studio.de
"ada goes garage" is a cooperation project of ada studio and garage. Garage is a space that offers possibilities to research, rehearse, create, produce and present work in the fields of dance and performing arts in
Berlin-Lichtenberg.
From September through November, 2020, ada studio invites the audience to come in three times to get an impression of the three
research processes of the artists at garage.
Johanna Lemke:
"I work as a dancer, choreographer, band singer of ROOM SERVICE and I am a mother of three children.
For several years I have been working in the artist collective TEAM VOLUME with Jacob Stoy, Therese Witt und Teresa Monfared. In 2019 we made a piece on the topic of „Mothers in Art – Divinity
meets Punk“ with pregnant performers. In August 1st 2020 we premiere „HELLO KEVIN – Installation of the Senses“, a hybrid between analogue live dance performance and media chat transmission at
Dock 11 in Berlin.
I will use the residency at garage to create a duett with my seven months old daughter and research based dialog with Jacob Stoy about associations of motherhood, sexuality and phantasies in
times of gender dialog. We want to create a laboratory to look at options of equal shared parenting were small humans and parents are not isolated from society.
Since we usually raise quite big issues with very little means, I have the feeling that I will never really be able to dive into the found dance vocabulary, because there is never enough time for
that. Now there is this opportunity and I am very happy to focus on dance, to deepen my language.
My collective partner Jacob Stoy (musician) and I will work together on the musical and dancing translation in an ongoing process of research."
Johanna Lemke, born in Berlin, studied dance and theatre in Berlin and Amsterdam. Since 2005 she has been working internationally as a performer, dancer, choreographer, actress
and singer. Since 2008 she has been engaged as a performer with the company Dorky Park/Constanza Macras, since 2009 she has been a guest at the Schaubühne Berlin. In 2014 she began working with
Falk Richter, among others at the Schaubühne Berlin, the Schauspielhaus Frankfurt, the Dramaten in Stockholm and the Schauspielhaus Hamburg. Since 2017 she has been part of various projects of
Boris Charmatz/Musee de la danse/Terrain. Projects such as "10000 Gestures", "Fouse de danse" and "a Dancers day" tour internationally and were part of the Volksbühne under Chris Dercon. Her solo
"Geste 17" was presented in September 2017 at the opening of the Volksbühne am Tempelhofer Feld. She participated twice in the Battle of Dance "Floor on Fire" in Germany and France. Among her own
works are "Take it easy" (Sophiensaele), "Faint" (Schwankhalle Bremen, Goetheinstitut Santiago de Chile, Dock11 Berlin, supported by Goethe Institut Chile), "Digital Folk Art - Kaiser Wilhelm in
Exile" (Dock11), "Bert Dein Schuh ist auf - und wie tanzt jetzt eigentlich ein Kamel" (Dock11), "Tanzbär in Tanzbar" (Dock11), "Göttlichkeit trifft Punk" (Dock11), "Die Nashörner" (Tempelhofer
Feld/opening of the Volksbühne).