ada goes garage

reinkommen on screen

Von und mit Maria Walser

Video-Stream vom 20. November 2020, 18:00, bis 22. November 2020, 23:59

 

 

Maria Walser, Johanna Lemke und Saskia Oidtmann machen den Anfang der neuen Kooperationsreihe „ada goes garage“, die sich durch einen verbindenden Status der Künstlerinnen auszeichnet: Tanzschaffende, die auch Mütter sind. Klingt nach Revolution. Fühlt sich absurderweise auch so an, dabei könnten gerade jetzt Erfahrungen, Strategien und Arbeitsweisen junger Mütter im zeitgenössischen Tanz uns allen auf die Sprünge helfen.
Als Gabi Beier, Raisa Kröger und Johanna Lemke sich im Juni zum ersten Zoom-Meeting verabreden, um über die Residenz-Idee zu sprechen, fällt ein Blumentopf im Wohnzimmer vom Beistelltisch und ein entscheidender Satz, während jemand aus dem Bild verschwindet, das Kind einsammelt und die Blumenerde auffegt: „Ich bin immer da, auch wenn ihr mich nicht seht!“
Die letzten Monate der Krise haben uns herausgefordert, grundlegend darüber nachzudenken, wie wir als Tanzszene zukünftig unsere Lebens- und Arbeitswelten gestalten wollen. Strukturen der Solidarität, alternative Produktions- und Aufführungsformate, andere Wege des Miteinanders und Neuaushandlung dessen, was vorher als selbstverständlich galt. Junge Mütter in der Szene müssen nicht erst seit Covid-19 beständig ihre Arbeitsbedingungen aushandeln - gegen ständige Flexibilität und stillschweigend vorausgesetzte Verfügbarkeit, prekäre Verhältnisse, Planungsunsicherheit. Neben strukturellen und ökonomischen Dimensionen ist Sichtbarkeit und damit auch Vernetzung, Anerkennung, PR ein großes Thema: Wie trifft frau Kollaborateur*innen, Kurator*innen, Journalist*innen, wenn sie nicht ständig am Abend auf Premierenpartys rumspringen kann…? Es ist vielleicht kein Zufall, dass im Dunstkreis des kollektiv organisierten Projekt-und Probenraums, garage - Werkstatt für Darstellende Künste e.V., vermehrt junge Mütter assoziiert sind. Für die von September bis November stattfindenden Showings zeigen drei Mütter-Choreografinnen sehr unterschiedliche Arbeiten, die sich nicht auf ihren Familienstatus reduzieren lassen und aus der Werkstattbühne per Videostream in die Wohnzimmer senden. Wenn Maria Walser das Chaos als wirkendes Prinzip untersucht, Saskia Oidtmann der „Natürlichkeit“ des Körpers nachspürt und Johanna Lemke Chopins Spuren tänzerisch untersucht, heißt „reinkommen“ auch rausgehen - weitermachen.

 

reinkommen ist die jüngste Reihe des ada Studios. Sie gibt jungen Choreograf*innen die Möglichkeit, ihren Arbeitsprozess zu öffnen, das Publikum zum Reinkommen einzuladen und ins Gespräch zu kommen. Im Zuge der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie findet "reinkommen" im September online statt.

"ada goes garage" ist ein Kooperationsprojekt des ada Studios mit dem Produktionsort für Tanz und Performance Garage in Berlin-Lichtenberg. Von September bis November 2020 lädt das ada Studio dreimal zum Reinkommen ein, um dem Publikum einen Einblick in die jeweiligen Rechercheprozesse der Künstlerinnen in der Garage zu geben.

„IN JEDEM URSPRUNG LIEGT DAS CHAOS (ODER ANDERS RUM) von und mit Maria Walser
Etymologisch hängt das Wort Chaos mit dem griechischen Verb chaino zusammen: klaffen, gähnen, - der klaffende Raum - die gähnende Leere - die Kluft.

Zusammen mit Mathis Kleinschnittger (Tanz) und allein möchte ich meine Residenz dem Chaos widmen.

Wir müssen das Chaos nicht erfinden, denn es liegt in jedem von uns. Es ist unsere Verbindung mit der Welt. Wir müssen nur den Zugang wieder finden, es zulassen.

Chaos ist der Urzustand der Welt - es ist nicht Fortschritt, sondern Zufall - Ewigkeit - eine unfassbare Form von Ordnung - die Natur - ein neu geborener Mensch - die Gedanken in meinem Kopf oder die Ideen in meinem Körper, bevor ich sie mit dem Verstand einordnen oder bewerten kann.

Was bedeutet Chaos als Bewegungsansatz - Chaos als Stimmung - als Utopie - als Auftritt - in einer Beziehung - in der Sprache - im Gehen?

laut - leise - riesig - mikroskopisch - stürmisch und still


Maria Walser wurde 1984 in München geboren, sie erhielt ihre Ausbildung an der Heinz Bosl Stiftung in München und an der Palucca Schule in Dresden. Anschließend tanzte sie zwei Jahre (2005-2007) für das Tanztheater Nürnberg unter Leitung von Daniela Kurz. Hier arbeitete sie mit Andre Gingras, Rui Horta und Stijn Celis. 2007-2010 war sie am Staatstheater Oldenburg engagiert. Unter der Leitung von Jan Pusch tanzte sie für Club Guy and Roni, Rami Beer, Inguun Bjornsgaard, Ina Christel Johanessen und Tero Saarinen. Seit 2011 arbeitet sie freiberuflich als Tänzerin, Schauspielerin und Choreografin. Als Tänzerin
besteht eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Berliner Choreografen Sergiu Matis. Weitere Kollaborationen verbinden sie mit der Kopergietery in Gent, sowie mit MS Schrittmacher, der Costa company und dem Dschungel Wien. Sie kreierte und tanzte zusammen mit Elisabeth Lambeck für das Teatro Municipal Campo Alegre in Porto. Als Schauspielerin arbeitete sie zusammen mit Alexander Müller Elmau am Staatstheater Oldenburg, mit Eklat Cordes am Maxim Gorki Theater Berlin, mit Herbert Fritsch sowie mit Lucia Bihler an der Volksbühne Berlin, mit David Czesienski am Schauspielhaus Hamburg, sowie mit Prinzip-Gonzo am Ballhaus Ost, Berlin. 2014 entwickelte sie ein Solo für sich selbst - „Als wäre ein schöner Gedanke dahinter“, das sie bei „10 times 6“ und „NAH DRAN“ im ada studio zeigte.
2015 erhielt sie die Einstiegsförderung der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, mit der sie das Duett „What a Thought Is Not“ für die Tanztage Berlin entwickelte. Diese Arbeit wurde auch im Ballhaus Ost und im Dock 11 gezeigt.

Seit Herbst 2017 ist sie Mutter einer kleinen Tochter.

Maria Walser, Johanna Lemke and Saskia Oidtmann are the first in a new series of a cooperation called "ada goes garage", which is characterized by the unifying status of the artists: dance creators who are also mothers. Sounds like a revolution. Absurdly enough, it also feels like revolution, although the experiences, strategies and working methods of young mothers in contemporary dance could help us all to get started right now.
When Gabi Beier, Raisa Kröger and Johanna Lemke met for the first Zoom meeting in June to talk about the idea of a residency, a flower pot fell from the side table in the living room and a decisive sentence took space while someone disappeared from the picture, collected the child and swept up the potting soil: "I'm always here, even if you can't see me!"
The last months of the crisis have challenged us to think fundamentally about how we as a dance scene want to shape our living and working worlds in the future. Structures of solidarity, alternative production and performance formats, other ways of working together and renegotiating what was previously taken for granted. Young mothers in the scene have had to constantly negotiate their working conditions, not only since Covid-19 - against constant flexibility and tacitly assumed availability, precarious conditions, planning uncertainty. Apart from structural and economic dimensions, visibility and thus also networking, recognition, PR is a big issue: How does a woman meet collaborators, curators, journalists, if she can't constantly jump around at premiere parties in the evening? It is perhaps no coincidence that young mothers are increasingly associated with the collectively organised project and rehearsal space, Garage - Werkstatt für Darstellende Künste e.V. For the showings, which will take place from September to November, three mothers' choreographers will present very different works that cannot be reduced to their family status and which are sent from the rehearsal space to the living rooms via video stream. When Maria Walser examines chaos as an effective principle, Saskia Oidtmann traces the "naturalness" of the body and Johanna Lemke examines Chopin's traces in dance, "reinkommen/coming in" also means going out - continuing.

 

"reinkommen" (“coming in”) is ada Studio's latest performance series. It gives young choreographers the opportunity to open their work process, invite the audience to come in and get into conversation. Due to the restrictions imposed by the Corona pandemic, "reinkommen" will be presented online. Check www.ada-studio.de

"ada goes garage" is a cooperation project of ada studio and garage. Garage is a space that offers possibilities to research, rehearse, create, produce and present work in the fields of dance and performing arts in Berlin-Lichtenberg.
From September through November, 2020, ada studio invites the audience to come in three times to get an impression of the three research processes of the artists at garage.

 

CHAOS LIES IN EVERY GENESIS by Maria Walser
Etymologically, the word chaos is related to the Greek verb chaino:
to gape, to yawn, - the gaping space - the yawning emptiness - the gap
Together with Mathis Kleinschnittger (dance and thoughts) and alone, I will dedicate my residence to the chaos.
We don't have to invent chaos because it resides in each of us. It is our connection to the world. We just have to find access again, and allow it.
Chaos is the primitiv state of the world - it is not progress but coincidence - eternity - an inconceivably system - nature - a new born human - thoughts in my head or ideas of my body before i can understand and judge them with my mind
WHAT MEANS CHAOS as an approach of movement - chaos as a mood - as an utopia - as an entrance - in  a relation - in language - as a way of walking
loud -silent - huge - microscopical - turbulent and still

 

Maria Walser was born in Munich in 1984. She received her education at the Heinz Bosl Foundation in Munich and at the Palucca School in Dresden. She then danced for two years (2005-2007) for the Tanztheater Nürnberg under the direction of Daniela Kurz. Here she worked with Andre Gingras, Rui Horta and Stijn Celis. 2007-2010 she was engaged at the Staatstheater Oldenburg. Under the direction of Jan Pusch she danced for Club Guy and Roni, Rami Beer, Inguun Bjornsgaard, Ina Christel Johanessen and Tero Saarinen. Since 2011 she has been working as a freelance dancer, actress and choreographer. As a dancer she is regularly collaborating with Berlin based choreographer Sergiu Matis. Further collaborations connect her with the Kopergietery in Gent, as well as with MS Schrittmacher, the Costa company and the Jungle Vienna. She created and danced together with Elisabeth Lambeck for the Teatro Municipal Campo Alegre in Porto. As an actress she worked with Alexander Müller Elmau at Staatstheater Oldenburg, with Eklat Cordes at Maxim Gorki Theater Berlin, with Herbert Fritsch as well as with Lucia Bihler at Volksbühne Berlin, with David Czesienski at Schauspielhaus Hamburg, and with Prinzip-Gonzo at Ballhaus Ost, Berlin. In 2014 she created a solo for herself - "Als wäre ein schöner Gedanke dahinter" (As if there were a beautiful thought behind it), which she performed at "10 times 6" and "NAH DRAN" at ada studio. In 2015 she received the Einstiegförderung from the Berlin Senate Department for Culture and Europe, with which she developed the duet "What a Thought Is Not" for Tanztage Berlin Festival. This work was also shown at Ballhaus Ost and Dock 11.
Since autumn 2017 she has been the mother of a little daughter.


Das ada Studio wird seit 2008 als Produktionsort von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert.


 

ada Studio für zeitgenössischen Tanz

in den Uferstudios/Studio 7

Uferstraße 23

13357 Berlin

T: +49 (0) 30-218 00 507

E: ada-berlin [AT] gmx.de

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