A.PART 2024 - Programm 2 (24./25./26. Mai 2024)

Noah Rees & Johann Eggebrecht: Melting

Konzept & Performance: Noah Rees, Johann Eggebrecht

Künstlerische Audiodeskription: Jojo Büttler

Ko-Autorschaft Audiodeskription: Silja Korn

Sound design: Constantin Carstens

 

Dauer: 20 Minuten

Das Stück findet nicht in der klassischen Bühnensituation statt. Das Publikum sitzt an den vier Seiten um die Spielfläche herum auf Stühlen und Kissen. Auf manchen Plätzen kann es zu Blendungen durch Scheinwerfer kommen. Es kommt ein Subwoofer zum Einsatz, in dessen Nähe die Basstöne körperlich spürbar sind.

 

Bildbeschreibung:

Eine Szene im ada Studio mit natürlichem Licht, während einer Probe: Johann liegt auf dem Rücken, seine Beine ragen gebeugt nach oben. Auf seinen Füßen balanciert er Noah, der nach unten schaut, zu Johann. Noahs Körper ist gestreckt, die Beine sind leicht abgewinkelt und gespreizt. Noah und Johann haben weiße Hautfarbe und kurzes blondes Haar. Sie tragen graue kurzärmelige T-Shirts, schwarze Jogginghosen mit drei weißen Streifen auf jeder Seite und weiße Sneakers.

 

In ihrem Stück "Melting" reflektieren Noah Rees und Johann Eggebrecht kritisch über Männlichkeit und Männerfreundschaft aus einer queer-feministischen Perspektive. Ausgehend vom ästhetischen Rahmen eines MMA (Mixed Martial Arts)-Kampfes und unterstützt durch theoretische Inputs der Autorin Bell Hooks begeben sie sich auf ein verkörpertes Abenteuer in einer verwirrenden Welt aus Zärtlichkeit, Gewalt, Zerbrechlichkeit, Wettbewerb, Verbindung, Halten und Gehaltenwerden. In einem Versuch, die Art und Weise zu dekonstruieren und zu reflektieren, wie ihre Sozialisation ihre Beziehung zueinander beeinflusst hat, suchen sie nach neuen Werten in Bezug auf die verschiedenen Möglichkeiten, Verbindungen herzustellen und füreinander zu sorgen.

 

Johann Eggebrecht lebt zur Zeit in Berlin und verbindet seinen Hintergrund im zeitgenössischen Zirkus mit seinem derzeitigen Studium in Tanz, Kontext und Choreografie am HZT Berlin. Seine künstlerische Reise wird von der Erforschung somatischer Praktiken, Instant-Komposition und Meditation sowie einem starken Interesse an Queer-Theorie geleitet. Mit seinen Stücken möchte Johann gesellschaftliche Normen herausfordern und gleichzeitig die Fluidität der Identität feiern. Mit Bescheidenheit hofft er, den Zuschauer*innen eine transformative Erfahrung zu bieten, indem er sie einlädt, mit ihm durch die Ausdruckskraft von Bewegung und Introspektion zu reisen. In seiner künstlerischen Praxis erforscht er die Überschneidungen von Kunst, Heilung und Selbstausdruck und legt dabei großen Wert auf Embodiment und Engagement in der Gemeinschaft.

 

Noah Rees ist ein in Berlin lebender Performer und Tanzschaffender. Mit seiner Arbeit erforscht er Ideen des Weicherwerdens und des Zulassens von Zweifeln, die innerhalb und außerhalb des Körpers sichtbar sind, sowohl auf der Bühne als auch im Leben. Er interessiert sich für die Kluft, die Menschen physisch voneinander trennt. Was sagt sie aus und wie können wir sie überbrücken, um uns gegenseitig zu unterstützen und zu spüren? Wie können wir zulassen, dass Intimität und Verletzlichkeit im Mittelpunkt unserer Interaktionen stehen? Noahs Physikalität ist von seiner Ausbildung in der ETAGE in Zirkuskünsten geprägt. Durch das Eintauchen in somatische Praktiken und andere Formen des Körpertrainings am HZT Berlin, wo er aktuell im BA Tanz, Kontext und Choreografie studiert, hat er sein Verständnis von Tanz erweitert und sieht ihn als Instrument, um bestehende Machtstrukturen zu kritisieren und um Gemeinschaft zu bilden. Noah ist an der Arbeit in kollaborativen, interdisziplinären und fürsorglichen Umgebungen interessiert.

Andrea D’Arsiè: Grief Songs

Konzept & Sound: Andrea D’Arsiè

 

Dauer: 20 Minuten

Das Stück findet nicht in der klassischen Bühnensituation statt. Das Publikum wird zu einer Interaktion eingeladen. Besucher*innen können sich frei im Raum bewegen und platzieren und, wenn sie möchten, die Augen während der Performance schließen. 

Das Stück enthält teilweise sehr laute, intensive Musik, die Vibrationen erzeugt und den Körper erfasst. Es gibt einen konstant hör- und spürbaren Bass. Gehörschutz wird zur Verfügung gestellt. Der Raum ist teilweise sehr dunkel. An anderen Stellen kommt grelles, teilweise pulsierendes Scheinwerferlicht zum Einsatz.

Triggerwarnung: Der Sound kann Assoziationen von Gewalt und Tod hervorrufen.

 

Bildbeschreibung:

Eine Szene im ada Studio mit natürlichem Licht, während einer Probe: Andrea sitzt halb, halb liegt er auf dem Boden. Er stützt sich mit seiner rechten Hand auf dem Boden ab, die linke liegt auf seinem rechten Knie. Andrea hat braunes, kurzes, welliges Haar und grüne Augen. Andrea ist ziemlich groß und schlank. Andrea trägt lose beige lange Jeans, schwarze Turnschuhe und ein schwarzes T-Shirt mit einem hellblauen Aufdruck auf der Vorderseite und einem weißen Logo auf der Rückseite.

 

"Grief Songs" ist ein Sound-Solo, das mit im Tanzstudio aufgenommenem Audiomaterial komponiert wurde. Die kompositorische Dramaturgie umfasst Vokalpartituren, Atemarbeit, Feldaufnahmen und konkrete Musik, die collagiert und zu einem vierkanaligen, räumlichen Audio abgemischt wurden. "Grief Songs" entstand aus Andreas Interesse, die Grenzen und Begrenzungen eines singulären Körpers im Verhältnis zu seinen Sehnsüchten zu diskutieren. Eine persönliche Zeit der Trauer wurde zum Anlass, aus einem Zustand des Unbehagens heraus zu fragen, ob die Affekte der Trauer aus dem rein Negativen herausgehoben werden können und stattdessen zu einer komplexeren Landschaft werden, in der multiple Gefühle wie Hoffnung, Verbundenheit und eine radikale Vitalität koexistieren können. Das Stück schlägt eine gemeinsame Erfahrung von Trauer durch das Format des kollektiven Zuhörens vor, bei dem das Publikum eingeladen wird, sich hinzulegen und mit geschlossenen Augen wahrzunehmen. Andrea fragt: Was kann man entdecken, wenn man sich nicht ganz fühlt? Wie verhandelt man zwischen verschiedenen Teilen von sich selbst – zwischen etwas, das man verloren hat, und etwas, das man verlangt? "Grief Songs" lädt das Publikum in eine Klanglandschaft ein, die versucht, sich von einer privaten Perspektive der Trauer hin zu einer gemeinsamen Transformation zu bewegen.

 

Andrea D'Arsiè ist Performer, Musiker und Künstler und lebt in Berlin. Andrea arbeitet mit dem Körper als von transformativen Affekten durchdrungene Materie. Sein Interesse innerhalb der darstellenden Künste gilt der Möglichkeit, verkörperte Erfahrungen zu teilen und gleichzeitig komplexere Arten der Beziehung zur Welt und zueinander zu stärken. Er nutzt die Stimme, um Bewegung und Klang zu erforschen. Er spielt Live-Sets und DJ-Sets in den Bereichen Ambient, Noise und experimentelle Musik. Andrea studierte Bildende und Darstellende Kunst an der IUAV in Venedig. Er absolvierte 2022/23 das Tanzfabrik Dance Intensive Programm und ist 2024 danceWEB-Stipendiat. Er hat für Performance-Künstler*innen wie Billy Bultheel und Isabel Lewis im Rahmen von Berlin Atonal, Fondazione Prada oder Santarcangelo Festival gearbeitet. Andrea veröffentlichte die EPs Many Scratches Make a World im Jahr 2022 und Spring's Fury im Jahr 2024.

Marta Ferraris: Tire-bouchon

Konzept & Performance: Marta Ferraris

Sound: DJ Jetski, Pierluigi Di Camillo/ARCN Lab Studio

 

Dauer: 20 Minuten

Im Stück kommen teilweise langanhaltende Sequenzen hochfrequentiger Töne zum Einsatz.

 

Bildbeschreibung:

Eine Szene im ada Studio mit natürlichem Licht, während einer Probe: Marta ist klein, aber kräftig, hat braune Augen und braunes Haar, dichte Augenbrauen und eine nach oben gerichtete Nase. Ihr Gesicht ist ernst und von wenigen Ausdruckslinien gezeichnet. Sie ist barfuß und trägt einen langen schwarzen Rock, durch den man ihre Beine sehen kann. Marta steht im Handstand, mit gebeugten Armen, die Beine hoch in der Luft. Ihr Rücken ist der Kamera zugewandt.

 

"Tire-bouchon" begleitet die Performerin Marta Ferraris auf einem Weg durch eine vermeintlich überflüssige Körpersprache und auf der Suche nach ihrer inneren Stimme. Hinter einer verschlossenen Tür verbergen sich Paradoxien der menschlichen Existenz und kritische Beurteilungen, die Intuition und emotionale Intelligenz unterdrücken. Inspiriert von autobiografischen Reflexionen erforscht die Künstlerin die gestische Mehrdeutigkeit. Kann es Gesten ohne Bedeutung geben? Wenn ja, auf welche Weise können sie interpretiert werden? Die Choreografie integriert verschiedene Bewegungssprachen und entfernt sich von der konzeptionellen Forschung hin in eine kontrastierende Dialektik. Unzusammenhängende Lebensfragmente, Gewohnheiten und Bewusstseinsströme kollidieren in einem durchlässigen und rätselhaften Tanz, in dem der Körper gegen die Form ankämpft und der Geist mit einem Verständnis jenseits des Verstehens ringt. Etablierte Muster können aufeinanderprallen, Standpunkte können sich verschieben und die Grenzen des Geistes können verschwimmen.

 

Marta Ferraris, ursprünglich aus Italien, ist Tänzerin, Lehrerin und Autorin und lebt in Berlin. Martas Ausbildung umfasst verschiedene Tanztechniken wie Ballett (Accademia Teatro alla Scala), orientalischen Tanz (Persepolis Company), zeitgenössischen Tanz (DEOS Company), Bewegungsforschung (Tanzfabrik) und Zirkuskunst. Martas Praxis befasst sich mit der Dekonstruktion von Ästhetik und Körperidealen im Tanz. Durch ihren Fokus auf  innerem kreativem Empowerment und dem starken Einsatz von Gesten ist ihre Tanzpraxis von einer kontrastreichen Dialektik geprägt. Marta konzentriert sich darauf, eine Brücke zwischen Tradition und Innovation zu schlagen und die kommunikative und therapeutische Kraft des Tanzes zu teilen. Sie arbeitet mit den transfeministischen Kollektiven corpX in movimento und Hütte zusammen und engagiert sich in Projekten zur Rückgewinnung städtischer Räume für die Kunst.

Olivia Das: Keeping in mind

Choreografie & Tanz: Olivia Das

Komposition: Nick Das

 

Dauer: 15 Minuten

Es kommt farbiges Licht zum Einsatz, und es gibt neben dem durchgehenden Sound einen Knall am Ende des Stücks.

Triggerwarnung: Der Sound enthält Sequenzen von Pieptönen, die Assoziationen zu Notsituationen in Krankenhäusern hervorrufen können. 

 

Bildbeschreibung:

Eine Szene im ada Studio mit natürlichem Licht, während einer Probe: Olivia ist eine weiße Frau mit braunem Haar, zum Pferdeschwanz gebunden, und Pony. Sie trägt eine schwarze Hose mit weißen Streifen an der Seite und ein hellgraues, kurzärmeliges Button-up-Hemd mit aufgestickten Blumen auf der Vordertasche. Sie liegt auf dem Studioboden und stützt ihren Körper auf dem rechten Arm und Bein ab. Ihr Oberkörper ist nach hinten gedreht, sie blickt leicht nach oben und hinten und hält ihren linken Arm in die gleiche Richtung. 

 

"Keeping in mind" versucht, die fließende und chaotische Natur unserer Gedanken zu erforschen. Inspiriert von ihrem eigenen Umgang mit Gedanken, Konzentration und Präsenz, untersucht Olivia, wie unsere Gedanken uns körperlich beeinflussen können und in welchen Mustern sie funktionieren. Obwohl unsere Gedanken nicht physisch sind, sind sie spürbar. Das Gehirn kann sich überlastet fühlen, der Körper unruhig. Unsere Gedanken stapeln sich, werden vergessen und lenken uns ab, - all das führt dazu, dass wir nur schwer präsent sein können. "Keeping in mind" beschäftigt sich mit der Frage, wie etwas Schwereloses so viel Raum einnehmen kann, und versucht, durch Atem und Stille Momente der Präsenz zu finden.

 

Olivia Das ist eine amerikanische Tanzkünstlerin, die in Berlin lebt. Sie begann schon in jungen Jahren zu tanzen und trainierte in zeitgenössischem Tanz, Ballett und Hip-Hop. Sie erweiterte ihr technisches Fundament mit einem Diplom in Zeitgenössischem Tanz von Danceworks Berlin. Nach ihrem Abschluss im Jahr 2023 begann sie, ihre eigene künstlerische Arbeit zu entwickeln. Musik spielt in ihren choreografischen Projekten eine zentrale Rolle, vor allem in Bezug auf Atmosphären. Die Themen ihrer Kreationen sind oft aus den Nuancen ihres eigenen Lebens geboren. Ausgehend von dieser persönlichen Ebene sucht sie nach einer Allgemeingültigkeit, mit der sich jede*r in irgendeiner Weise identifizieren kann.

 

 

© Aïsha Mia Lethen Bird


Das ada Studio wird seit 2008 als Produktionsort von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert.


 

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