A.PART 2024 - Programm 1 (17./18./19. Mai 2024)
Sara Müller Troconis: Not my responsibility
Choreografie & Tanz: Sara Müller Troconis
Übertitelung: Julek Kreutzer, Diethild Meier
Dauer: 20 Minuten
Die Musik zum Stück enthält Texte in englischer Sprache, die in deutscher und englischer Sprache übertitelt werden.
Bildbeschreibung:
Sara hat dunkles, langes Haar, das zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden ist. Sara sagt, ihre gebräunte Haut deutet auf ihre lateinamerikanischen Wurzeln hin.
Der Fokus liegt auf Sara, die einen Spiegel in der Hand hält und sich darin kritisch betrachtet. Ihre Wangen sind gerötet.
Körperdysmorphie, Selbstisolation. Wie konstruiert oder gar verzerrt die eigene Körperwahrnehmung die Beziehung zu uns selbst? Wie beeinflusst uns unsere Umgebung?
Vom Tag unserer Geburt an steckt uns die Gesellschaft in eine Schublade und sagt uns, was gut und was nicht gut genug ist. Das kann uns auf eine schädliche Art und Weise beeinflussen. So sehr, dass wir all diese Ablehnung auf uns selbst übertragen und sie in Selbsthass verwandeln. Gibt es einen Ausweg aus diesem System? Können wir aus diesem System ausbrechen? Können wir uns von etwas erholen, das uns für immer gezeichnet hat? Wie können wir in einer Gesellschaft, die uns und unser Potenzial einschränkt, Frieden finden?
Sara Müller Troconis wurde in Stuttgart geboren und begann im Alter von 10 Jahren mit dem Showtanz. Schon früh war für sie klar, dass Tanzen ihre wahre Leidenschaft ist. Mit 16 Jahren trat sie dem Stuttgarter Ballett Jung bei, wo sie ihre Liebe zum Ballett entdeckte, ihre Technik weiterentwickelte und andere Stile wie Contemporary und Jazz erkundete. Sie begann, diese Stile im Contemp Dance Center und der Karren Foster Academy zu unterrichten. Um ihre Ausbildung zu vertiefen, besuchte sie die jazzbasierte Ausbildung DanceEmotion in Freiburg. Für ihr letztes Jahr ging sie an das Berlin Dance Institute, um sich auf Bewegungsforschung und die Entwicklung eigener Choreografien zu konzentrieren. Not my responsibility ist Saras erste choreografische Arbeit.
Imogen Pickles & Camilla Barbera: Swing: duo
Choreografie & Tanz: Imogen Pickles, Camilla Barbera
Sound score: Daisy Wells
Dauer: 20 Minuten
Englischer gesprochener Text ist Bestandteil des Stücks.
Bildbeschreibung:
Eine Szene im ada Studio mit Tageslicht, während der Probe: Imogen steht vor Camilla. Die Knie beider Tänzerinnen sind leicht gebeugt, beide beugen ihren Oberkörper nach links, der linke Arm hängt herunter. Imogen ist eine große, weiße Frau mit langem, dunklem Haar mit helleren, blonden Spitzen. Imogen trägt hautfarbene Shorts und ein langes silbriges Hemd, darunter ein lindgrünes T-Shirt. Camilla ist eine große weiße Frau mit dunklem, mittellangem Haar, die hautfarbene Shorts trägt und darüber ein kurzes, silbriges, paillettenartiges Shirt.
Swing: duo entstand aus Imogens Faszination für die Dynamik von Pendeln und wie diese schwingende und sich verdoppelnde Oszillation mit der menschlichen Erfahrung in Resonanz steht. Was entsteht aus einem ständigen Schieben und Ziehen, das – bei gleicher Kraft – an das wiederholte Aufeinandertreffen gebunden ist? Kann ein Pendel ruhen? Wo liegt das Gleichgewicht zwischen Anziehung und Abstoßung? Die Choreografie erforscht Verlässlichkeit, Gleichgewicht und Flucht; sie untersucht, wie und wann Menschen in Beziehung treten, wie sie sich konfrontieren und lieben, und stellt Punkte der Differenzierung, Nähe und Distanz heraus. Die von Daisy Wells geschaffene Klanglandschaft formt die entstehenden Beziehungen der beiden Tänzer*innen und konzeptualisiert die Dynamik eines Pendels durch Echo, Playback und Hall, indem sie Live-Sprache und Sprachaufnahmen mischt. Während der Proben wurden Looping-Materialien aufgezeichnet, die das Stück im Entstehungsprozess dokumentieren. Die dynamischen Beziehungen zwischen den beiden Teilen eines Pendels spiegeln sich in der Form wider: ein Tanzduett oder einfach zwei Menschen, die zusammenarbeiten.
Imogen Pickles ist Performerin, Autorin und Dozentin und lebt in Berlin. Imogen studierte Literatur am King's College London, anschließend Embodied Dramaturgy am Arthaus Berlin und schloss ihr Studium am Rose Bruford Performing Arts College mit einem Master in Devised Theater and Performance ab. Sie ist von der Postmoderne beeinflusst, ihre Arbeit erforscht das Minimum und lässt ein Maximum an Interpretationsspielraum. Sie sucht nach Resonanz und erforscht das Menschliche, das Reale und das Jetzt.
Camilla Barbera, ursprünglich aus Italien, lebt in Berlin und arbeitet als physical theatre maker, Performerin und Tänzerin. Sie hat in Italien und Frankreich Kultur, Semiotik und Kommunikation studiert, bevor sie nach Deutschland zog und ihr Studium am Arthaus Berlin abschloss, wo sie sich auf die Bereiche Embodied Dramaturgy und Devised Theater and Performance spezialisierte. Sie hat eine Vielzahl von Techniken und Stilen erlernt und ist von der Meisner-Technik, dem zeitgenössischen Tanz und der Instant Composition beeinflusst. Sie versucht, die menschliche Natur durch einen verkörperten kreativen Prozess zu erforschen; ihre Arbeit erstreckt sich über verschiedene Medien wie bildende Kunst, Objekttheater und Fotografie.
Naledi Majola: “We’re supposed to stand up here and tell you who we are”
Konzept & Performance: Naledi Majola
Schreibmentor: Andi Colombo
Übersetzung: Julek Kreutzer
Übertitelung: Julek Kreutzer, Diethild Meier
Dauer: 20 Minuten
Gesprochener englischer Text wird in deutscher und englischer Sprache übertitelt.
Bildbeschreibung:
Eine Szene im ada Studio mit natürlichem Licht, während der Probe: Naledi hält ihre Arme hoch in die Luft. Naledi ist eine schwarze Person mit kurzen, schwarzen Locken und trägt ein schwarzes T-Shirt mit einem aufgeknöpften weißen Hemd darüber, schwarze knielange Shorts und dunkelgraue Socken.
Das Stück ist ein Einblick in die frühen Stadien eines neuen Projekts, mit dem Naledi die Recherchen über Black Gender Play fortsetzt. Die Recherche begann mit improvisierten Sprachaufnahmen, bei denen Naledi das Wort „girl“ auf unterschiedliche Weise interpretiert. Naledi fand heraus, dass in schwarzen Umgangssprachen, insbesondere in Südafrika, geschlechterspezifische Wörter wie „girl“ und „man“ in einer Weise verwendet werden können, die sich nicht ausschließlich auf diese spezifischen Geschlechterkategorien beziehen. Naledi fragt: Kann geschlechterspezifische Sprache - durch Performance - die Starrheit von Gender tatsächlich destabilisieren? Inspiriert durch Naledis Theaterhintergrund und deren Neugierde, eine Solo-Praxis auf einen Gruppenkörper zu übertragen, kreiert dey ein Chorwerk. Dieses Stück ist eine frühe Erkundung der Form des Chors und stellt die Frage, ob und wie ein Chorkörper in einem Solokörper gefunden werden kann. Die Beziehung zwischen Text und Bewegung ist ein wichtiger Teil dieses Prozesses und wird von Andi Colombo, dem Mentor der*des Künstler*in, unterstützt.
Naledi Majola (they/er/sie) ist ein*e südafrikanische* Künstler*in und Forscher*in, und lebt in Berlin. Nach Abschluss eines BA-Studiums in Theater und Performance mit Schwerpunkt Schauspiel an der University of Cape Town (2014-2017) arbeitete Naledi als Schauspieler*in und wirkte in verschiedenen Film-, Fernseh-, Theater- und Werbeprojekten mit. Parallel entwickelte Naledi eine Performance- und Forschungspraxis, die verschiedene Medien umfasst, darunter Bewegung, Stimme, Sounddesign und Schreiben. Nach langjähriger Arbeit in Kapstadt zog Naledi nach Berlin und schloss im Jahr 2024 den MA Solo/Dance/Authorship am HZT Berlin ab. Naledis Arbeit versucht, die Grenze zwischen Theorie und Praxis zu verwischen, und ist inspiriert von Performance Studies, Popkultur und südafrikanischer Geschichte und Kunst.
Frances-Marlene Prasse: ...but no Pressure!
Choreografie & Tanz: Frances-Marlene Prasse
Dauer: 15 Minuten
Bildbeschreibung:
Eine Szene im ada Studio mit natürlichem Licht, während einer Probe: Frances ist eine weiße, weiblich-gelesene Person in den frühen 20ern. Ihre rötlich-braunen langen Haare sind zu einem Pferdeschwanz geflochten. Sie hat einen Pony und ein Nasenpiercing. Frances trägt ein beiges Oberteil und eine weite, blaue Adidas-Hose. Auf ihrem Unterarm ist eine blaue Linie gemalt. Frances blickt nach links und hält ihren rechten Arm hinter sich hoch in die Luft. Ihre Knie sind angewinkelt.
Wie viele Menschen täuschen jeden Tag ein Lächeln vor und verschwenden ihre Energie, indem sie ihre wahren Gefühle verbergen? Warum ist Ironie ein so gängiges Mittel geworden, um mit unangenehmen Gefühlen fertig zu werden? Wie lange können wir den inneren Druck aushalten?
In diesem Solo geht Frances damit um, wie sich Stress und Druck auf ihren Körper auswirken und versucht gleichzeitig, den Schein zu wahren. Das ursprüngliche Material dieses Solos entstand im Rahmen ihrer Tanzausbildung – im Rahmen des A.PART Festivals entwickelt sie das Stück weiter und integriert die Idee, dass es okay ist, nicht okay zu sein. Frances versteht Tanz und Kunst als eine wichtige Form der Kommunikation. Für sie geht es nicht darum, etwas Schönes vorzuführen, sondern vielmehr darum, die Menschen etwas fühlen zu lassen, auch wenn sie es nicht in Worte fassen können. Inspiriert von der Idee der Katharsis und den interdisziplinären Methoden des Tanztheaters, kreiert sie emotionale und ausdrucksstarke Choreografien, in denen sie neben dem Tanz auch gerne Requisiten, ihre Stimme und Bodypercussion einsetzt.
Frances-Marlene Prasse betrat bereits als Kind mit der Junior Company des Leipziger Tanztheaters die Bühne. Ihre Tanzausbildung setzte sie an der Tanzzentrale Leipzig fort, wo sie Lehrmethoden und das choreografische Handwerk erlernte. Danach begann sie zu unterrichten und wurde Leiterin des inklusiven „Grüntöne-Ensembles“ in Salzburg. Im Jahr 2021 zog sie nach Berlin, um an der Tanzakademie balance 1 zu studieren, die sich auf die Ausbildung vielseitiger Tänzer auf hohem technischen Niveau konzentriert. Dort entdeckte sie ihre Liebe zur Graham-Technik und vertiefte ihre Kenntnisse in klassischem Ballett, Jazz und zeitgenössischem Tanz/Floorwork. Ihren Abschluss wird sie im September 2024 machen. Neben dem Tanz liebt sie es, zu schauspielern und für Tanzfotografie zu modellieren, denn sie ist begeistert davon, wie ein (bewegter) Körper im Raum ein Bild komponieren kann.
© Aïsha Mia Lethen Bird