Vorwort der Studioschreiberin 2016/17, Alexandra Hennig
Liebe Leser*innen,
die Möglichkeit, das Programm des ada Studios über eine Spielzeit hinweg als Studioschreiberin zu begleiten, stellt mich vor eine ehrenvolle Herausforderung – umso mehr, als dass meine
Vorgänger*innen Anna Volkland, Thomas Schaupp und Johanna Withelm bereits hohe Maßstäbe an dieses Amt gesetzt haben.
Ich nehme dieses Vorwort zum Anlass, über mein künftiges Schreiben nachzudenken und sogleich mit der Sprache raus zu rücken: die kommenden Texte werden nicht unter dem Anspruch stehen, eine
Expertinnenstimme zu etablieren. Im Gegenzug möchte ich den Versuch unternehmen, das Gesehene und Erlebte in Textform zu überführen und mich Ihnen als Leser*innen in gewisser Hinsicht auch selbst
preiszugeben. Ich betrachte die Rolle der Studioschreiberin als Möglichkeit, einen Dialog zwischen Tänzer*innen, Akteur*innen und Zuschauer*innen anzuregen, der weniger mit Bewertung als mit
kritischer Wertschätzung zu tun hat.
Die Wahl der Worte und die jeweilige Form, die diese annehmen werden, lassen sich dabei niemals unbeteiligt finden. Ich möchte es mir daher nicht nehmen lassen, meinen persönlichen Zugang zum
Gesehenen offenzulegen, einzelne Arbeiten detaillierter als andere zu besprechen und mitunter sogar abzuschweifen – in dem Bewusstsein, dass Schreiben immer auch tief blicken lässt.
Mein Hintergrund als Tanz- und Theaterwissenschaftlerin wird sicher Eingang in die folgenden Texte finden – umso mehr möchte ich diesen voran stellen, dass auch ihr Auftreten nicht ohne
Lampenfieber auskommt.
Tanzkritik wohnt gerade in Zeiten, in denen Tanz- und Theaterschaffende mit zunehmend prekären Strukturen umgehen müssen, auch eine kulturpolitische Dimension inne. Der oft zitierten Flüchtigkeit
des Tanzes lässt sich vielleicht darin begegnen, dass er in Gesprächen, Gedanken und nicht zuletzt in den Körpern der Zuschauer*innen (weiter) wirkt und darin wert ist, erinnert, besprochen und
diskutiert zu werden.
Gabi Beier hat mit der Einrichtung der Studioschreiber*in dafür ein besonderes Forum geschaffen und ich freue mich sehr, in diesem Rahmen einen Beitrag zur Sichtbarkeit und Reflexion über die
Arbeit junger Tänzer*innen und Choreograf*innen leisten zu können. Vielstimmigkeit scheint mir in dieser Hinsicht ein wichtiges Stichwort zu sein!
Ich möchte mich daher der Aufforderung anschließen, die Sie als Leser*innen des Studioschreiberblogs nicht zum ersten Mal gehört haben werden: Für alle Formen von Kommentaren, Fragen,
Denkanstößen und Feedback zu den Texten können Sie mich erreichen unter:
studioschreiber-ah AT ada-studio.de
Viel Spaß beim Lesen!
Alexandra Hennig
Alexandra Hennig, 1989 in Berlin geboren, hat nach ihrem Freiwilligen Kulturellen Jahr in den Sophiensaelen 2008 ein Studium der Theaterwissenschaft und Kulturwissenschaften in Leipzig absolviert. Derzeit steht sie vor ihrem Abschluss des Masters Tanzwissenschaft an der FU Berlin. Von 2011 bis 2014 war sie am Werkstattmacher e.V. (LOFFT Leipzig) für zahlreiche Nachwuchskünstler*innen als Produktionsleiterin und dramaturgische Begleitung tätig. Außerdem war sie Mitarbeiterin des Tanzarchivs Leipzig und Redakteurin für Tanz und Theater beim Online Portal Leipzig Almanach. 2014 gehörte sie der Jury des 100° Berlin Festivals an. Sie ist Mitglied des Theaterlabels Intermedia Orkestra. Zuletzt hat sie das Projekt Capturing Dance. Tanzdokumentation als künstlerische Praxis als Dokumentaristin begleitet. Gemeinsam mit Cilgia Gadola und Johanna Withelm kuratiert und organisiert Alexandra Hennig seit 2014 das Festival S.o.S. – Students on Stage im ada Studio Berlin.