NAH DRAN extended: Looking After
Kuratiert von Roni Katz und Maya Weinberg. Dramaturgisch begleitet von Maya Weinberg.
19./20. Februar 2022 - 20.30 Uhr live
Videostream vom 22. Februar 2022, 10 Uhr, bis zum 25. Februar 2022, 23.59 Uhr.
„NAH DRAN“ ist eine Performance-Reihe für junge Berliner Choreograf*innen. Sie bietet die Möglichkeit, neue Stücke - fertig oder im Arbeitsprozess - zu präsentieren. Das Format versammelt drei Stücke verschiedener junger Künstler*innen an einem Aufführungsabend. „NAH DRAN“ („close to“) bedeutet, dass es buchstäblich keine Lücke zwischen Performer*innen und Publikum gibt, was einen intimen Rahmen für das Teilen der Arbeit schafft.
„NAH DRAN extended“ bedeutet, dass die Werke unter einem bestimmten kuratorischen Aspekt ausgewählt wurden. Diese Ausgabe - „Looking After“, kuratiert von Roni Katz und Maya Weinberg - präsentiert drei Arbeiten, die sich mit unvermeidlichen Transformationen beschäftigen. Wie kann man diese sanft entwirren? Wie formt uns der Tod? Was ist die Qualität des Mütterlichen? Alle drei Arbeiten setzen sich mit rauen und intensiven Lebensabschnitten oder Momenten auseinander, auf die man nicht vorbereitet ist, und untersuchen, wie man ihnen mit Hilfe von Netzwerken der Zuwendung und Unterstützung begegnen kann.
“NAH DRAN” is a performance series for Berlin based emerging choreographers. It provides an opportunity to present new pieces, finished or in process. The format assembles 3 pieces by different young artists in one performance evening. “NAH DRAN” (“close to”) means that there is literally no gap between performers and audience, which offers an intimate setting for sharing the work.
“NAH DRAN extended” means that the works were selected under a specific curatorial aspect. This edition - “Looking After”, curated by Roni Katz and Maya Weinberg - presents three works that deal with inevitable transformations. How to disentangle softly? How does death shape us? What is the quality of the maternal? All three works confront raw and intense passages of life, or moments one cannot be prepared for, and investigate how to face them through networks of care and support.
Fotos: Sunayana Shetty / Daniela Swoboda / Marc Seestaedt
Sunayana Shetty & Katerina Delakoura: mother tongue
Konzept & Choreographie: Sunayana Shetty
Performance: Katerina Delakoura, Sunayana Shetty
Sound & musikalische Beiträge: William Locke Wheeler, Tajdar Junaid, Gretchen Blegen
Kostüme: Ivan Ekemark
Objekt aus der Feral Bodies Collection von Latika Mehra.
Herzlichen Dank an dich, Zoë Valerie, für deinen Raum in Casa Lucia (Korfu) und für deine Unterstützung während des Rechercheprozesses.
„mother tongue“ („Muttersprache“) ist eine Arbeit, in der wir unsere mütterlichen Körper anrufen. Die Arbeit untersucht verschiedene Praktiken, die den Körper dazu einladen, sich jenseits des besitzergreifenden, an die Haut gebundenen Körpers zu fühlen und sich zu öffnen, um in einem relationalen, an die Verwandtschaft gebundenen Körper zu sein. Während wir eine intuitive Beziehung zu dem aufbauen, was der Körper trägt, arbeiten wir daran, unsere Erinnerungen aufzuspüren und unsere tiefen Lieder zu finden. Indem wir einer nach der anderen den vielen Wellen folgen, bemuttern und erziehen wir unsere inneren Prozesse. In „mother tongue“ knüpfen wir Netzwerke der Fürsorge und entfalten sie durch Tänze, die die Energie des Mütterlichen feiern.
Sunayana Shetty ist eine in Berlin lebende Tänzerin/Choreografin, die ihr Studium in Tanz und Choreografie am HZT Berlin 2018 abgeschlossen hat. Ihre künstlerische Arbeit beschäftigt sich mit der Arbeit an einem emotionalen Körper, wobei der Körper zum Material wird, aus dem Erzählungen und Geschichten entstehen. Sunayana ist Teil des Suddenly Collective, das aus 13 internationalen Tanzkünstler*innen besteht, die in Berlin leben. Als Tänzerin/Performerin hat sie mit Ann Oren, Judith Förster, Cécile Bally, Hanna Kritten Tangsoo, Katherine Evans, Renen Itzhaki, Sandhya Daegman, Miriam Kongstad, Dorota Michalak, Aabshaar Wakhloo und Lyllie Rouvière zusammengearbeitet.
Katerina Delakoura ist eine Tänzerin und Choreografin, die zwischen Berlin und Athen lebt. Sie kollaboriert und entwickelt Arbeiten in multidisziplinären Kontexten und kombiniert dabei verschiedene Medien, Materialien und Formate. Sie studierte Tanz und Choreografie am HZT Berlin und bei P.A.R.T.S. in Brüssel sowie Physik/Astrophysik an der Aristoteles-Universität Thessaloniki.
Concept & choreography: Sunayana Shetty
Performance: Katerina Delakoura, Sunayana Shetty
Sound & Music contributions: William Locke Wheeler, Tajdar Junaid, Gretchen Blegen
Costume design: Ivan Ekemark
Object from the Feral Bodies collection by Latika Mehra.
And lastly thank you Zoë Valerie for your space at Casa Lucia (Corfu) and for your support through the research process.
“mother tongue” is a work where we call out to our maternal bodies. The work examines different practices that invite the body to feel beyond the possessive skin bound body and open to be in a relational kin-bound body. While building an intuitive relation with what the body carries, we work with tracing our memories and finding our deep songs. One after the other following through the many waves, we are mothering and raising our inner processes. In “mother tongue” we are crafting networks of care, unfolding them through dances that celebrate the energy of the maternal.
Sunayana Shetty is a Berlin based dancer/choreographer, graduated in dance and choreography at HZT Berlin 2018. Her artistic work engages in working with an emotional body, where the body becomes material through which narratives and stories are built. Sunayana is part of the Suddenly Collective comprising 13 international dance artists based in Berlin. As a dancer/performer she has collaborated with Ann Oren, Judith Förster, Cécile Bally, Hanna Kritten Tangsoo, Katherine Evans, Renen Itzhaki, Sandhya Daegman, Miriam Kongstad, Dorota Michalak, Aabshaar Wakhloo and Lyllie Rouvière.
Katerina Delakoura is a dancer and choreographer based between Berlin and Athens. She is collaborating and developing work in multidisciplinary contexts, combining different mediums, materials and formats. She studied dance and choreography at HZT Berlin and at P.A.R.T.S Bruxelles and Physics/Astrophysics at the Aristotle University of Thessaloniki.
Hassan Dib: Are We Dead Yet? („Sind wir schon tot?“)
Choreografie & Performance: Hassan Dib/Queen Of Virginity
Dramaturgie: Maya Weinberg
Sounddesign: Lucas Carey
Video: Ekaterina Fisenko
Herzlichen Dank an Angelo Petracca und Elvan Tekin.
In „Are We Dead Yet?“ möchte Hassan Dib den Tod erforschen, indem sie seine Bedeutung und Wichtigkeit in ihrem persönlichen Leben, ihrer Migrations- und Familiengeschichte, ihren Erinnerungen an den Tod geliebter Menschen und die Tode, die ihnen beim Übergang zu ihrer queeren Identität geholfen haben, betrachten.
Queer zu sein bedeutet, Dinge sterben zu lassen, Dinge, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden und uns nicht mehr dienen. Diese Tode sind es, die uns das Leben ermöglichen und gleichzeitig unser Leben in Gefahr bringen. Das Thema Tod war in Hassans bisherigen Arbeiten stets präsent. „Are We Dead Yet?“ ist eine Reflexion darüber, wie der Tod in Hassana Leben präsent war, wie er sie traumatisiert hat und wie er sie immer noch erschreckt. Der Tod hat die Tendenz, uneingeladen aufzutauchen. Er überrascht uns durch virale Videos oder erschütternde Anrufe, er zwingt uns zum Protest auf die Straße. Er taucht in unserer Arbeit auf, weil wir ihn einfach nicht vermeiden können. In diesem Stück möchte Hassan sich selbst die Chance geben, sich dem Thema Tod auf ihre Weise zu stellen, sie möchten den Tod einladen und Fragen aufwerfen wie: Warum fürchten wir den Tod, und was passiert mit uns, wenn wir ihn akzeptieren? Welche Tode haben uns geprägt?
Der Performance-Künstler* Hassan Dib (aka Queen of Virginity) kreiert theatralische Drag- und Solostücke, die hauptsächlich in queeren Kunsträumen aufgeführt werden. Ursprünglich aus Beirut, Libanon, lebt Hassan seit 2017 in Berlin. Hassan hat einen Bachelor-Abschluss in Theater- und Bühnenschauspiel an der Libanesischen Universität Beirut. Eine lebenslange Anziehung zu Tanz und Bewegung treibt auch ihre kreative Arbeit als Bewegungskünstler an. Sie nahmen an mehreren großen Aufführungen im Libanon an der Seite bedeutender libanesischer Künstler*innen wie Sahar Assaf und Lina Abyad teil und wirkten kürzlich an einer Kabarett-Theaterproduktion in Berlin („Lila Lied“) mit. Aus dem Drang heraus, mit dem Traditionalismus des Repertoiretheaters zu brechen und sich mit der Geschlechterkonstruktion durch Performance auseinanderzusetzen, entwickelte Hassan eine Leidenschaft für die Kunstform des Drag. Unter dem Namen Queen of Virginity erobern sie seit 2018 aktiv und unabhängig ihren eigenen Raum in der queeren Szene Berlins. Queen of Virginity ist Gewinner*in 2019 des jährlichen Drag-Wettbewerbs Mx. Kotti, sowie Mitbegründer*in der Kollektive Queer Arab Barty, HERA und der NGO Critical Queer Solidarity.
Choreography & Performance: Hassan Dib/Queen Of Virginity
Dramaturgy: Maya Weinberg
Sound Design: Lucas Carey
Videography: Ekaterina Fisenko
Thanks to Angelo Petracca and Elvan Tekin.
In “Are We Dead Yet?” Hassan Dib wants to explore death by looking at its meaning and importance in their personal life, their migration and family history, their memories of death of loved ones and the deaths that helped them to transition into their queer identity.
Being queer requires to let things die, things that were handed down for generations that no longer serve us. These deaths are what allows us to live and simultaneously what puts our lives in danger. The subject of death has always been present in Hassan’s previous work. “Are We Dead Yet?” is a reflection on how death has been present in their life, how it has traumatized them and how it still terrifies them.
Death has a tendency to show up uninvited. It catches us off guard through viral videos or devastating phone calls, it forces us to the streets in protest. It shows up in our work simply because we can’t avoid it. In this piece Hassan wants to give themselves a chance to face the topic of death on their own terms, they would like to invite death in and evoke questions like: Why do we fear death, and what happens to us when we accept it? What deaths have shaped us?
Performance artist Hassan Dib (AKA Queen of Virginity) creates theatrical drag and solo pieces staged primarily in queer art spaces. Originally from Beirut, Lebanon, Hassan has been based in Berlin since 2017. Hassan holds a bachelor’s degree in theater and stage acting from the Lebanese University of Beirut.
A lifelong attraction to dance and movement also drives their creative exploration as a movement artist. They participated in several large performances in Lebanon alongside major local artists such as Sahar Assaf and Lina Abyad, and more recently in a cabaret theatre production in Berlin (“Lila Lied”). With an urge to break from the traditionalism of repertory theatre and tackle gender construction through performance, Hassan grew a passion towards the artform of drag. Under the name of Queen of Virginity, they have been actively and independently carving out their own space in the queer scene of Berlin since 2018. Queen of Virginity is the 2019 winner of the annual drag pageant Mx. Kotti, as well as a co-founding member of the Queer Arab Barty and HERA collectives, and of the NGO Critical Queer Solidarity.
Makisig Akin: Give me your Heart, no, the real one. („Gib mir dein Herz, nein, das echte.“)
Koncept & Choreografie: Makisig Akin
Performance: Makisig Akin, Ana Libório
Musik: Makisig Akin, Ana Libório, Maya Weinberg
Quellen für Konzept und Text: Adela Cabrera Rey, Adrienne Marie Brown, Alexis Pauline Gumbs, Bell Hooks, Staci K. Haines, Francis Weller, Agnė Auželytė, Sarra Bouars, Maria F. Scaroni, Henrique Antao und Anya Cloud.
Dies ist eine auf Liebe ausgerichtete Überlebenspraxis. Die Arbeit entwickelt sich inmitten der Trauer über den Verlust, den wir durch die Pandemie und die erzwungene Distanz, die wir hatten, und die extreme Nähe, die einen Riss in die Strukturen gebracht hat, von denen wir dachten, dass sie funktionieren, es aber nicht taten, erfahren haben. Trauern ist ein gemeinschaftlicher Akt. Wie können unsere Unterschiede unsere Zusammengehörigkeit unterstützen? Üben wir, sanft, behutsam und mit besonderem Augenmerk auf die Kostbarkeit dessen, was hier geschehen ist, zu zerbrechen und dies zu ehren? Bringen wir Liebe in die Art und Weise, wie wir zerbrechen. Lasst uns gemeinsam sanft zerbrechen.
Makisig Akin (They/Them) ist Choreograf*in, Tänzer*in, künstlerische Aktivist*in, transgender, nicht-binäre Filipino, geboren und aufgewachsen auf den Philippinen. Makisig Akins künstlerische Arbeit konzentriert sich auf die Stärkung der Anerkennung sich überschneidender Identitäten, die Rückbesinnung auf die eigene Herkunft und die Dezentralisierung westlicher Ideologien im Tanzschaffen. Makisig Akin hat einen Bachelor-Abschluss in Kognitionswissenschaften und Tanz an der renommierten University of California in San Diego, Kalifornien, USA. Im Juni 2019 schloss Makisig ihren* Master of Fine Arts in Tanz und Choreografie an der University of California Los Angeles ab.
Ana Libório (They/She) kommt von einer traditionellen Theaterausbildung (ESTC Lissabon) und hat eine traditionellen Tanzausbildung absolviert (DANCEWORKS Berlin). Ana arbeitet an der Beziehung zwischen Besonderheit und Zeit in der zeitgenössischen Kunst. Anas Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Performance, Philosophie und visueller Kunst/Video. Ana hat einen Master-Abschluss in Ästhetik an der Lissabonner Universität für Literatur (FLUL). Zuvor absolvierte Ana das Programm ROAR - Radical Journeys in performance and body (Berlin) und das Dance Advanced Programme in Eira (Lissabon).
Concept & choreography: Makisig Akin
Performance: Makisig Akin, Ana Libório
Music: Makisig Akin, Ana Libório, Maya Weinberg
Source of concept and text: Adela Cabrera Rey, Adrienne Marie Brown, Alexis Pauline Gumbs, Bell Hooks, Staci K. Haines, Francis Weller, Agnė Auželytė, Sarra Bouars, Maria F. Scaroni, Henrique Antao and Anya Cloud.
This is a love centered survival practice. The work is developed in the midst of grieving the loss we have been experiencing born from the pandemic and this forced distance we had and the extreme closeness that put a crack into the structures we thought were working but were not. Grieving is a communal act. How can our differences support our togetherness? We practice breaking softly, with care and with a particular attention to the preciousness of what has occurred here and honoring that? Let’s bring love in the way we break. Let’s break softly together.
Makisig Akin (They/Them) is a Choreographer, Dancer, Artist Activist, transgender, non-binary Filipino born and raised in the Philippines. Makisig Akin’s artistic work focuses on strengthening the recognition of intersectional identities, reconnecting with their ancestry, and decentralizing Western ideologies in dance making. Akin holds a Bachelor's Degree in both Cognitive Science and Dance from the prestigious University of California in San Diego, California, USA. Akin finished their Masters of Fine Arts degree in Dance and Choreography from the University of California Los Angeles in June 2019.
Ana Libório (They/She) comes from a traditional theatre education (ESTC, Lisbon), traditional dance background (DANCEWORKS, Berlin) and has been working on the relationship between speciality and time in contemporary arts. They work along the intersection of performance, philosophy and visual/video arts. Ana holds a Master degree in Aesthetic at the Lisbon University of letters (FLUL). She previously did the programme ROAR - Radical Journeys in performance and body (Berlin) and the Dance Advanced Programme in Eira (Lisbon).