NAH DRAN extended: Journeys
Kuratiert von Roni Katz
8./9. Februar 2020
„NAH DRAN“ ist eine Performance-Reihe für junge Berliner Choreograf*innen. Sie bietet die Möglichkeit, neue Stücke - fertig oder im Arbeitsprozess - zu präsentieren. Das Format versammelt drei Stücke verschiedener junger Künstler*innen an einem Aufführungsabend. „NAH DRAN“ („close to“) bedeutet, dass es buchstäblich keine Lücke zwischen Performer*innen und Publikum gibt, was einen intimen Rahmen für das Teilen der Arbeit schafft.
„NAH DRAN extended“ heißt, dass die Arbeiten unter einem speziellen kuratorischen Aspekt ausgewählt wurden. Für diese von Roni Katz kuratierte Ausgabe von „NAH DRAN extended“ nehmen uns drei Stücke auf mehrere extraterritoriale Reisen mit. Wo sie anfangen, gibt es Potenzial, gibt es Poesie, Abstürze oder die Forderung nach Anpassung. Dann bewegen sie sich vorwärts, durch einen Moment, zu jeder Zeit. Und so kommen sie und gehen sie, sie erscheinen und verschwinden. Sie atmen. Der Endpunkt ist unbekannt. Aber vielleicht gibt es so etwas gar nicht.
Roni Katz lebt und arbeitet in Berlin als Choreografin, Performerin und vieles andere. Durch eine kontinuierliche Praxis ausgedehnten Choreografierens sucht Roni nach dem passenden Medium, um persönlich-politische Dinge zu manifestieren - wobei sie die Bühne manchmal anderswo findet, indem sie Events, Installationen, Konversationen choreografiert. Seitdem sie die Erde hört, gebt sie ihr bestes, kein Plastik zu konsumieren. Sie ist von Politiken der Selbstversorgung (als Kriegsführung), Liebe und Machtstrukturen besessen und arbeiten gern mit Freund*innen und anderen zusammen.
Roni Katz kuratiert 2020 zum ersten Mal zwei Ausgaben von „NAH DRAN extended“ im ada Studio. www.ronikatz.net
“NAH DRAN” is a performance series for Berlin based emerging choreographers. It provides an opportunity to present new pieces, finished or in process. The format assembles 3 pieces by different young artists in one performance evening. “NAH DRAN” (“close to”) means that there is literally no gap between performers and audience, which offers an intimate setting for sharing the work.
“NAH DRAN extended” means that the works were selected under a specific curatorial aspect. For this edition of “NAH DRAN extended” - curated by Roni Katz - 3 works are taking us on multiple extraterritorial journeys. Where they begin there is potential, there is poetry, crash, or a demand to conform. Then they move forward, through a moment in time, at all times. And so they come here and go there, they make themselves present and disappear. They breath. The endpoint is unknown. Perhaps there’s no such thing.
Roni Katz lives and works in Berlin as a choreographer, performer and many other things. Through a steady practice of expanded choreography Roni is looking for the apt medium to manifest personal-political matters, sometimes finding the stage elsewhere, when choreographing events, installations and conversations. Since hearing the earth she is doing her best not to consume plastic. She is obsessed with politics of self-care (as warfare), love and power structures and enjoys collaborating with friends and otherwise.
In 2020, Roni Katz curates for the first time two editions of “NAH DRAN extended” at ada studio. www.ronikatz.net
Fotos: Choucri Bechir / Michael Reinecke / Arash Nowroozi
Cary Shiu: To be c _____ .
Inspiriert durch Rainer Maria Rilkes Worte „Die einzig wahre Reise ist die nach innen“, ist das Stück „To be c___.“ beides, eine persönliche und eine kollektive Reise. Es ist ein ständiger Dialog
mit dem eigenen Sein und eine Einladung an das Publikum, eine zeitliche und räumliche Transformation zu erleben. Bei dieser Reise geht es darum, in einem bestimmten Moment zu sein und zu handeln,
in einem Moment, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich enthält.
Cary Shiu, ein in Berlin lebender Tanzkünstler aus Hongkong, absolvierte nach Abschluss seines Studiums der Kulturwissenschaften in Hongkong eine Tanzausbildung bei La
Manufacture in der Schweiz. Er beschäftigt sich mit Theorie, um einen kritischen und nachdenklichen Geist zu kultivieren und glaubt, dass dieser täglich verkörpert werden sollte. Im Tanzen und in
der intuitiven Erfahrung der Kommunikation durch Bewegung, insbesondere in der Instant Composition, fand er zur Bewegung als ein Weg, dieser Welt zu begegnen und in ihr zu handeln. Er
möchte seinen Tanz teilen und mit anderen auf unterschiedliche Weise zusammen arbeiten.
Inspired by the words of Rainer Maria Rilke, “the only journey is the one within”, the piece “To be c_____ .”
is both a personal and collective journey. It is an ongoing dialogue with one’s own being and an invitation for the audience to experience a temporal and spatial transformation. This journey is
about to be and to take action in a given moment, a moment that contains past, present, future all at once.
Cary Shiu, a Hong Kong dance artist based in Berlin, received professional training in La Manufacture, Switzerland for two years after finishing
his Cultural Studies degree in Hong Kong. He approaches theory in order to cultivate a critical and thoughtful mind, and believes they should be embodied on a daily basis. In the doing of dancing
and in the intuitive experience of movement communication, particularly in instant composition, he found movement as a way to encounter and take action in this world, and he is aspired to share
dance and collaborate with others through different means.
Dominique Tegho/Strange Longings: The space between us//
„The space between us//“ („Der Raum zwischen uns//“) ist ein Stück, das sich mit dem Kanalisieren von Beschränkungen befasst, die im Körper entstehen, indem Raum für den Körper geschaffen wird.
Beschränkungen, die sich aus der Anpassung an die Anforderungen des zeitgenössischen Tanzes, der akademischen Institutionen, Körperbilder, Visa, Kleider, Standards, das Bild des richtigen Liebhabers oder der richtigen Frauen, der Anpassung an die Standards oder der Anpassung an die Anforderungen ergeben.
Ausgehend von der Beschränkung als Reaktion bringe ich durch den Atem Bewegung in den Körper.
Durch den Atem gewinne ich Raum zurück. Weil der Raum heute so knapp ist.
Bewegung ist mein Protest.
Atem als Werkzeug zur Kultivierung der Präsenz
Präsenz als Freiheit
Der Tanz entsteht als Nebenprodukt des Präsentseins.
Das Ganze wird für sich selbst sorgen.
Dominique Tegho/Strange Longings ist eine libanesische Tänzerin, Bewegerin, Kreative und Geigerin, die derzeit in Berlin lebt. Geboren und aufgewachsen in Beirut, zog sie nach ihrem BA in Wirtschaft 2017 nach Berlin, um ihre Bewegungs- und Choreografie-Praxis zu vertiefen. Seither nahm sie an mehreren Workshops und Programmen teil, darunter SMASH (Berlin) und Dance Intensive (Tanzfabrik Berlin). Sie schöpft aus ihrer persönlichen Erfahrung mit dem Verlassen des Nahen Ostens und zelebriert in ihrer Arbeit die Poetik des Körpers. Ihre Recherche konzentriert sich auf die Sehnsüchte und persönlichen Geschichten, die der Körper in sich trägt, wie sie in uns leben und wie sie mitschwingen. Sie interessiert sich für den Körper als Ort der Repräsentation und Referenz, als physische Intervention, als Instrument des sozialen Wandels und für den Tanz als Werkzeug der Transformation.
“The space between us//” is a piece that deals with channeling restrictions that emerge in the body by making space for the body.
Restrictions that spring from fitting the requirements of contemporary dance, academic institutions, body image, visa, fitting into my dress, fitting the standards, the image of the right lover or the right women, fitting the standards or fitting in.
Expanding from the point of restriction as a response, through breath, I bring movement to the body.
Through breath, I reclaim space. Because space is so scarce today.
Movement is my protest.
Breath as a tool for cultivating presence
Presence as freedom
The dance emerges as a byproduct of being present.
The whole will take care of itself.
Dominique Tegho/Strange Longings is a Lebanese independent dancer, mover, creator and violin player currently living in Berlin. Born and raised in Beirut, after completing her BA in Economics she moved to Berlin in 2017 to deepen her movement and choreographic practice. Since then took part in several workshops and programs including Smash (Berlin), and Dance Intensive (Tanzfabrik Berlin). Drawing from her personal experience leaving the Middle East, she celebrates the poetics of the body in her work. Her research focuses on the longings and personal stories the body carries, how they live inside us and how they resonate. She is interested in the body as a site for representation and reference, as a physical intervention, as an instrument of social change and dance as its tool for transformation.
Kiana Rezvani & Roham Amiri Far: A slow upgrade by Kiana”Roham („Ein langsames Upgrade von Kiana”Roham”)
Niemand weiß wirklich, wie und wann, aber es scheint, dass es zu jedem Zeitpunkt das Potenzial für einen Beginn gab. Eine Kollision irgendeiner Art ...
Wenn wir so weit zurück gehen, als das organische System noch verborgen war und die Welt voller Mineralien, anorganischer Organismen und Gase, verläuft die Wahrnehmung sehr langsam und es gibt
eine Art von Sensibilität und Verständnis, die Raum schafft.
In diesem Raum voller Trägheit und Bewegungspotenzial begegnen wir uns. Wo Flüsse, Meere und Ozeane die Felsen auf ihre Existenz aufmerksam machen.
Dies ist der Ausgangspunkt der Geschichte von „A slow upgrade by Kiana”Roham”.
„A slow upgrade by Kiana”Roham” sucht nach einem Upgrade, das sich auf das konzentriert, was verborgen ist. Dieses Upgrade ist ein „Test der neuen Art“, mit dem wir die Breite unseres Seins
untersuchen, definieren und hinterfragen können.
Eine Form der Symbiose zwischen Bewohnern zweier weit entfernter Landschaften, die darauf abzielt, eine dritte Lebensform zu schaffen, die das Ergebnis einer Ansammlung ihrer Anwesenheit und
Abwesenheit ist, irgendwo zwischen hier und da.
Wir sind weder hier noch dort noch in einer einfachen Verkörperung determiniert.
Wir rüsten auf eine nicht etablierte Form der Präsenz auf und wollen das Potenzial für eine Veränderung der vorherrschenden Erzählung der Realität schaffen ...
Kiana ist in der Nähe der Berge aufgewachsen und ist neugierig auf die verborgene Weisheit der Felsen. In ihren choreografischen Arbeiten sucht sie nach einer Form des Wissens,
die durch Tanz, Landschaften, Atmosphären, Räume und fiktive Erzählungen außerhalb unseres unmittelbaren Verständnisses liegt.
Wenn Roham über sein Leben schreiben möchte, sieht er es so wiederbeschreibbar wie einen schlecht gemachten Film und er glaubt, dass es ein besserer Film gewesen wäre, wenn er
einige Bilder bearbeitet hätte. Er würde einigen früheren Bewegungen mehr Fluss verleihen. Er arbeitet seit acht Jahren mit Tanz und Performance. Davor hat er hauptsächlich geschrieben.
No one really knows how and when, but it seems like there has been a potential for a start at any point. A collision of any kind...
If we go back so far when the organic system is still hidden and the world is full of minerals, inorganic organisms and gases, perception runs very slowly and
there is a kind of sensibility and understanding that is creating space.
This space of full inertia and potential for movement is where we meet. Where rivers, seas, and oceans make the rocks aware of their existence.
This is the starting point in the story of “A slow upgrade by Kiana”Roham”.
“A slow upgrade by Kiana”Roham” is searching for an upgrade that is centered around what is hidden. This upgrade is a "test
of a new kind" through which we can examine, define, and question the width of our being.
A form of symbiosis between inhabitants of two distant landscapes, aiming to generate a third form of life which is the result of an assemblage of their presence
and absence, somewhere between here and there.
We are neither fixed here nor there, nor in a simple embodiment.
We are upgrading to a non-established form of presence and being to provide the potential for a change in the dominant narrative of reality...
Kiana grew up next to the mountains and is curious about the hidden wisdom of the rocks. In her choreographic works she seeks a form of
knowledge that is outside our immediate comprehension through dance, landscapes, atmospheres, spaces, fictive narrations.
When Roham wants to write about his life, he looks at it as re-writable as a poorly made movie and he feels it would have been a better movie if
he had edited some images. He would bring more flow to some earlier movements. He has been involved in dance and performance since eight years and before that as a writer.