Text #3 zum A.PART - Festival für Berliner Tanz-Studierende und Alumni (18. April bis 17. Mai 2020) von Johanna Ackva

 

 

Statt eines abschließenden Berichts: Momentaufnahme im Kaleidoskop des A.PART-Festivalblogs

 

Zum Ende der ursprünglich angedachten Festivalzeit ziehen sowohl die bei A.PART beteiligten Künstler*innen als auch das kuratorische Team Bilanz. Außerdem ist es Zeit zu feiern! Denn auch wenn der Blog, als welcher das A.PART-Festival in diesem Jahr stattgefunden hat, online bleiben wird und somit weiterhin von den Künstler*innen gespeist werden kann, geht eine Zeit des intensiven Austauschs in wöchentlichen Treffen und individuellen Gesprächen zwischen Künstler*innen und Kuratorinnen nun in etwas anderes über. Wie viele der Künstler*innen die online-Plattform weiterhin so rege nutzen werden wie bisher, bleibt abzuwarten. Ebenso wie die Frage danach, wie lange sie noch unter den schwierigen Bedingungen eingegrenzter Kontaktmöglichkeiten und pausierender Veranstaltungen Tanz schaffen werden.

 

Es ist Samstag 12 Uhr mittags und die Sonne scheint durchs Fenster in mein Wohnzimmer. Im virtuellen Raum des Internets prosten sich Casia, Roxane, Felix, Simone, Hugo und der Großteil ihrer Künstlerkolleg*innen durch die Bildschirme hindurch zu. In den vergangenen Wochen haben sie sich stets um diese Zeit auf zoom getroffen, um den Stand ihrer jeweiligen Arbeitsprozesse, neue Ideen, aber auch Zweifel und Schwierigkeiten miteinander zu besprechen. Dieses letzte Treffen im Rahmen des Festivals, zu dem ich dazustoßen darf, ist ein feierliches Zusammenkommen, ein Moment, in dem viele von ihnen nochmal zum Ausdruck bringen, wie wertvoll der Blog als Arbeitsrahmen war, um weiter zu machen in schwierigen Zeiten und vielleicht sogar, um das eigene Schaffen aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Und dabei mehr zu lernen über den künstlerischen Prozess, der sonst „oft eher intuitiv passiert“, um es mit den Worten der Künstlerin Jeanne Binet zu sagen.

 

Clara Dünnebeil, die ebenso wie Jeanne zu den zum Festival eingeladenen Tanzstudierenden gehört, hat der Blog dabei geholfen, überhaupt erst so richtig in die Arbeit reinzukommen. Das scheint für viele der Künstler*innen der Fall zu sein. Beinahe stürmisch haben sie im Laufe der vergangenen Woche nochmal gepostet, was das Zeug hält: von einem „Blob“ inspirierte Songs (Hugo Hedberg), eine Videocollage aus Poesie, Tanzimprovisation, Malerei und einen intimen Blick auf die faltigen Hände der Mutter (Sunayana Shetty), filmische Portraits menschlicher Löwen aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt (Maria Rutanen), sowie zahlreiche berührende Texte, mal mehr poetisch, mal mehr analytisch.

 

Schließlich meldet sich mit dem Podcast Podcats auch das kuratorische Team aus Diethild Meier und Julek Kreutzer, sowie der Leiterin des ada Studios, Gabi Beier, nochmal zu Wort. Gemeinsam mit ihrem Gast, der Dramaturgin und Tanzjournalistin Alex Hennig, reflektieren sie im Rückblick auf das Festival und die Zusammenarbeit mit den Künstler*innen über das Verhältnis von Prozess und Produkt im Tanz, über die Unterschiede beim Zuschauens im Theater und vor dem Bildschirm, ebenso wie über das Wesen der Produktionsbedingungen, der Institutionen und Förderinstrumente für den Tanz. Dass die Not der Ausnahmesituation einen Raum zur Reflexion, zu Introspektion und zum Perspektivenwechsel öffnen kann, gilt eben nicht nur für die Künstler*innen, sondern auch für all jene, die für die Kunst Politik machen und Infrastrukturen stellen.

 

Ein Fazit, über das sich alle Beteiligten mehr oder weniger einig zu sein scheinen: Auch dem Publikum verlangt das neue Format eine bisher ungekannte Art des Engagements ab. Wenn das soziale Event, bei dem man sich trifft, sieht und gesehen wird, wegfällt, dann ist die Kunsterfahrung eine recht solitäre und gegebenenfalls intime Angelegenheit. Ein Vorteil, den Alex Hennig sieht, liegt darin, dass online-Formate wie der A.PART-Blog im Gegensatz zu live-Performances auch von Alleinerziehenden oder mobilitätseingeschränkten Menschen ohne Probleme besucht werden können. Zum Nachteil für die Künstler*innen ist allerdings das Fehlen unmittelbar spürbarer Resonanz. Bedauern darüber äußert Roxane Monfort, die trotz der Kommentarfunktion des Blogs Feedback vermisst hat. Das Ritual der Aufführung, der Rausch des Applauses, bleiben aus. Vielleicht ist so mancher künstlerischer Dialog in den letzten Wochen dafür inhaltlich tiefer gegangen.

 

Hier geht es zum Text #1 und hier zum Text #2 über das A.PART - Festival für Berliner Tanz-Studierende und Alumni.


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